Fasching mal anders

Liebe Leserin, lieber Leser,
Luftschlangen, Girlanden und buntes Konfetti gehören ebenso zur narrischen Zeit dazu wie Faschingsumzüge und ausgefallene Verkleidungen. Noch heute gibt es zahlreiche Vereine und Gruppen, die die teils jahrhundertealten Traditionen am Leben erhalten. An der Schwelle zur 40-tägigen Fastenzeit bietet sich normalerweise noch einmal die Gelegenheit, ordentlich zu feiern und all jene Dinge zu genießen, die während des Fastens nicht möglich sind. Dieses Jahr dagegen ist alles etwas anders. Mit unseren Buchtipps müssen Sie jedoch nicht gänzlich auf liebgewonnenes Brauchtum verzichten. Vielleicht bringen unsere Bücher Sie ja auch auf die eine oder andere Idee, wie man auch in Lockdown-Zeiten einen Hauch von Fasching erleben kann.

Die Werdenfelser Fasnacht kann auf eine beinahe 500-jährige Geschichte zurückblicken. Die hölzernen Larven sind meist seit Generationen im Familienbesitz und die kostbarsten Stücke unter ihnen werden als Familienschätze strengstens gehütet; selbst in Museen sind diese Masken nur selten anzutreffen. Beginn der Werdenfelser Fasnacht ist der Tag nach Heilig Dreikönig, ihr Ende am Faschingsdienstag um Mitternacht. Je nach Mode und Laune kommen immer wieder neue Fasnachtsfiguren hinzu, während andere gar nicht mehr oder nur noch selten zu sehen sind. Verschiedene Gruppen wie die Schellenrührer oder das Mui’radl ziehen durch die Orte und präsentieren ihre Larven auf der Straße. Besonders selten und daher von unschätzbarem Wert sind die sogenannten Kirchenlarven, die sich durch eine auffallend hohe Qualität in Machart und Fassung auszeichnen.

Das auf einem Dachboden gefundene Fotoplattenarchiv des in Niederbayern tätigen Ferdinand Pöschl (1877-1914) ist eine kleine Sensation. Denn im Gegensatz zu den seinerzeit üblichen Amateuren war Pöschl professioneller Fotograf. Als Dorfchronist befasste er sich nicht nur mit Auftragsarbeiten, sondern dokumentierte gleichermaßen Dorfereignisse, die ihm bemerkenswert erschienen. Natürlich stellte auch das alljährliche Faschingstreiben im Dorf ein beliebtes Motiv für Pöschl dar, bedeutete doch diese Zeit eine Aufhebung der sonst bestehenden sozialen Regeln innerhalb der Dorfgemeinschaft. In einer „verkehrten Welt“ wird die Dorfhierarchie kurzzeitig auf den Kopf gestellt und durch das Tragen von Masken sozialer Druck abgelassen.

Auf den Fasching folgt die Fastenzeit. Nachdem der öffentliche Salvatoranstich 2020 coronabedingt ausfallen musste, findet er dieses Jahr ohne Publikum statt. Der BR überträgt am 3. März 2021 live die Fastenpredigt von Maxi Schafroth. Die Anfänge des Salvatorbieres reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück, als die Mönche des Klosters Neudeck bei München dieses Bier kreierten. Im Gegensatz zu Obst, Gemüse, Mehl, Öl und Fisch (von denen sich die Paulanermönche ausschließlich ernähren durften) war Bier ein Nahrungsmittel, welches den Männern des Glaubens während der Fastenzeit nicht verboten war, denn „Flüssiges bricht das Fasten nicht“. Ursprünglich war der Salvator auch kein Fastenbier, sondern ein Trunk zu Ehren des Ordensgründers Franziskus de Paula. Erst als im Laufe der Zeit der Ausschankbeginn vorverlegt wurde, entwickelte der Salvator sich zu einem „regelrechten“ Fastenbier. Seit 1820 findet der Salvatorausschank ununterbrochen statt, nur zu Kriegs- bzw. Krisenzeiten musste er notgedrungen ausfallen.