PI: Georg Eisenberger – Mein Leben für die Bauern
„Ich bin einer von Denen, der ununterbrochen 40 Jahre in den vordersten Reihen des Kampfes für den von jeher bedrängten bayerischen Bauern- und Mittelstand gestanden“, schrieb Georg Eisenberger 1932 im Vorwort zu seinen Lebenserinnerungen. Der Hutzenauerbauer aus Ruhpolding war eine der interessantesten Gestalten der landwirtschaftlichen Protestbewegung, die sich als „Bayerischer Bauernbund“ gegen den übermächtigen politischen Einfluss von Klerus, Adel und Beamtenschaft richtete. Eisenbergers Aufzeichnungen spannen einen Bogen von seiner Geburt im Jahr 1863 bis zu den revolutionären Ereignissen im Frühjahr 1919.
Georg Eisenberger war der überaus populäre Vorsitzende seiner Partei, für die er 1905 als Abgeordneter in den bayerischen Landtag einzog. Er war aber auch ein bayerisches Original: „Wenn der Eisenberger von Dorf zu Dorf zog und im Gasthof, mit der Faust auf den Tisch schlagend, seine Reden hielt, dann strömten sie von weit und breit her“, charakterisierte ihn Johannes Fischart 1925. In seiner „geraden und aufrechten Art“ sei er der typische Vertreter des bayerischen Bauern gewesen. Ludwig Thoma setzte ihm in seinem Roman „Andreas Vöst“ ein literarisches Denkmal. Eisenberger trug auch in der Stadt seine Gebirgstracht. Nur einmal, 1913 bei der Huldigungsfeier für König Ludwig III., tauschte er die Lederhose und den Gamsbart gegen Frack und Zylinder – und prompt äußerte sich der König enttäuscht, als der Hutzenauerbauer so verändert vor ihn trat.
Georg Eisenberger, der am 1. Mai 1945 starb, war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Er hatte sich 1932 aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurückgezogen und verbrachte die Jahre der NS-Herrschaft zurückgezogen auf seinem Hof. Es ist dem Historiker Johann Kirchinger zu verdanken, dass seine Lebenserinnerungen 2011 erstmals veröffentlicht wurden. Das Interesse an den Aufzeichnungen, die als bedeutende Quelle zur politischen Entwicklung Bayerns im Kaiserreich gelten dürfen, ist ungebrochen. Jetzt erscheinen sie in einer Neuauflage mit zahlreichen, bisher unveröffentlichten historischen Abbildungen aus Familienbesitz.