Julie Fellmann – Die Krimilady und ihr Kommissar
Wenn der Kommissar sich partout einbildet, einen Tangokurs machen zu müssen, dann geht Julie Fellmann eben mit. Auch seine Wohnung im Münchner Gärtnerplatzviertel ist ihr bestens bekannt: Sie hat selbst einmal dort gewohnt. Dass ihm die Mozart-Sinfonie nicht gefällt, die sie selbst so gern hört – schade. Aber sie hat Verständnis: „Ich finde es gut, dass er alles ausprobiert und sich für alles interessiert“, sagt sie. Übrigens auch für Frauen. Denen schaut er ständig und überall nach. „Er ist halt ein Single-Mann“, sagt Julie Fellmann, „und das mit den Frauen ist mir lieber, als wenn der dauernd ans Essen denken würde.“
Julie Fellmann ist Krimiautorin. Sie hat den Münchner Kommissar Alexander Garcia nicht nur erfunden, sie kennt ihn ganz genau: „Er hat gewisse Anteile von mir, aber ich fühle nicht unbedingt so wie er. Und es gibt auch noch mehrere Männer in meinem Bekanntenkreis, die sich für das Vorbild des Kommissars halten – ich lasse sie in diesem Glauben.“ Mit Alexander Garcia löst Julie Fellmann gerade ihren zweiten Fall: Der Kriminalroman „Der Schatten und sein Meister“ wird im September im Münchner Volk Verlag erscheinen.
Krimis sind das Handwerk der 44-jährigen Münchnerin. Schon während ihres Germanistik-Studiums jobbte sie beim Film und betreute Krimi-Produktionen. Nach dem Studium arbeitete sie bei einer Fernsehproduktionsfirma, unter anderem als Drehbuchautorin. Viele Jahre zeichnete sie für die Drehbuchentwicklung der Krimiserie „Ein Fall für zwei“ verantwortlich. Seit 2004 schreibt sie als freiberufliche Autorin Drehbücher, Romane, Hörbücher, Bühnenstücke und journalistische Texte. In diesem Herbst wird das ZDF den Spielfilm „Mordsfreunde“ ausstrahlen, für den sie gemeinsam mit einer Co-Autorin das Drehbuch schrieb.
„Drehbücher sind Auftragsarbeiten, bei einem Roman kann ich schreiben, was ich will“, sagt sie, „da fühle ich mich viel freier.“ Dennoch profitieren ihre Romane auch von der Erfahrung beim Film: „Ich schreibe zuerst die Dialoge, sie passieren mir einfach.“ Bei Julie Fellmann sprechen Menschen aus Fleisch und Blut, sie weiß, was ihre Figuren fühlen und in welcher Atmosphäre sie agieren. Wie sie das macht? „Ich sammle permanent Orte, Konversationen oder bestimmte Wesenszüge von Menschen“, sagt sie, „ich speichere Gefühle und Stimmungen. Und man sagt mir nach, ich habe ein phänomenales Gedächtnis für Nebensächlichkeiten.“ Die Romane von Julie Fellmann sind keine Regionalkrimis im eigentlichen Sinn – dass sie in München spielen, ist vielmehr eine Selbstverständlichkeit: „Ich schöpfe aus dem, was ich selbst erlebt habe.“
Julie Fellmann wurde als Tochter einer Französin und eines Oberpfälzers in Paris geboren, aufgewachsen ist sie im Münchner Süden, wo sie heute wieder mit ihrer Familie lebt – und wo Alexander Garcia bereits einen Mordfall gelöst hat. Die Ermittlungen im zweiten Fall führen ihn nicht nur an verschiedene Schauplätze in der Münchner Innenstadt, sondern auch nach Herrsching am Ammersee. Julie Fellmann steckt übrigens immer gemeinsam mit ihrem Kommissar mittendrin in seinem neuesten Fall. So kann es durchaus passieren, dass ihr ausgerechnet beim Kochen ein wichtiges Detail einfällt, das sie sich dann schnell notieren muss. Ihre Familie jedenfalls wundert sich schon lange nicht mehr, wenn auf einem Zettel an der Kühlschranktür steht: „Das Ehepaar XY hat getrennte Schlafzimmer.“ Wenn sie schreibt, sagt Julie Fellmann, dann vergisst sie manchmal sogar, ihre Kinder vom Geigenunterricht oder vom Sport abzuholen: „Das Buch ist immer in meinem Kopf.“
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