Bayerische Geschichte(n), 4/2019: Bomben auf Augsburg

Blick in die Grottenau, im Hintergrund die Ruine des Stadttheaters (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Liebe Leserin, lieber Leser,

es war die Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944, als der Bombenkrieg auf Augsburg seinen schmerzlichen Höhepunkt fand. In nur wenigen Stunden stürzten rund 1.200 Tonnen Metall, Sprengstoff und Brandmittel auf die Stadt. Während sich in den Luftschutzkellern Frauen, Kinder und ältere Leute in Todesangst aneinanderdrückten, fraßen sich die Brandbomben einige Stockwerke höher durch die hölzernen Dachstühle. Josi Spielberger, eine Mitarbeiterin des Luftschutz-Warnkommandos Augsburg, macht deutlich, mit welcher Wucht die Bomben niedergingen: „Es war gerade, als würde alles bersten. Einmal schwankte der Keller, als ob es ein Schifflein im Sturm wäre.“

Die Zerstörung der städtischen Infrastruktur führte bis in die Nachkriegszeit hinein zu Beschwernissen im Alltag der Menschen (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege).

Der Bunkerbau hatte gegenüber der militärischen Hochrüstung das Nachsehen, sodass die Augsburger Bevölkerung, vom Fliegeralarm getrieben, Zuflucht in provisorisch errichteten Luftschutzkellern suchten. Schlimmer traf es die Fremdarbeiter, für die wegen ihrer schlechten gesellschaftlichen Stellung kaum Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Noch prekärer sah die Situation jedoch für Kriegsgefangene und die KZ-Häftlinge der umliegenden Lager aus. Diese mussten den durch den Krieg entstandenen Arbeitskräftemangel ausgleichen und wurden dabei vorzugsweise im Handwerk, der Industrie oder der Landwirtschaft eingesetzt. Aufgrund ihrer Nähe zu priorisierten Luftangriffszielen wie etwa den Messerschmittwerken im Augsburger Stadtteil Haunstetten sowie der baulichen Beschaffenheit ihrer Lager waren die Häftlinge den Bomben schutzlos ausgeliefert.

Die Trümmerbahn besorgte in den ersten Nachkriegsjahren den Abtransport des Schutts. Hier der Blick von der Ludwigstraße Richtung Grottenau (Foto: Stadtarchiv Augsburg).

Wenige Stunden nach dem Bombenangriff der Alliierten in jener Februarnacht 1944 war Augsburg nicht mehr wiederzuerkennen: „An diesem Morgen wollte es in unserer Stadt gar nicht hell werden, (…) es war ein schauerliches Bild“, erinnerte sich die Warnhelferin Erna Schuler. Tote und Verletzte lagen unter den Trümmern, immer wieder stürzten brennende Gebäude in sich zusammen, Blindgänger detonierten und forderten weitere Opfer. Zehntausende Menschen flohen nach allen Richtungen aus der Stadt. Was damals jedoch noch niemand vorhersah: Das Kapitel Bombenkrieg war mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs keineswegs abgeschlossen, sondern beschäftigte vielmehr die Menschen mit Aufräumarbeiten und Bombenentschärfungen auf Jahrzehnte.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs war die Stadt Augsburg mit der dort angesiedelten Rüstungsindustrie das Ziel von zahlreichen Bombardements der Alliierten, die das Stadtbild veränderten und die Geschichte Augsburgs nachhaltig prägten. Markus Pohlmann liefert eine umfassende Darstellung der damaligen Ereignisse und gewährt Einblicke in den Kriegsalltag der Augsburger Bevölkerung. Zeitzeugenberichte und historisches Bildmaterial erzählen eindrücklich von den Schrecken des Bombenkrieges.