Bayerische Geschichten 23/2020: Alte Mühlen in Bayern

Liebe Leserin, lieber Leser,

Von Moos überwuchert erzählen diese teils lückenhaften Mühlräder von ihrer Endlichkeit (Fotos: Gerhard Trummler).

einsam außerhalb von geschlossenen Ortschaften an Flüssen und Bächen erinnern stillgelegte, dem Verfall preisgegebene Mühlen nur noch am Rande an das einst blühende Handwerk. Einige Mühlen, die heute Museen, Hotels oder Gaststätten sind, werden auf diese Weise vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt, andere verfallen zusehends, weil die Unternehmen aufgegeben wurden und niemand sich weiter um sie kümmert.

Einige Mühlen öffnen sich sogar für Besucher und gewähren Einblicke in das traditionelle Handwerk, wie zum Beispiel im Freilichtmuseum Glentleiten.

Der Charme dieser mehr oder weniger gut erhaltenen Mühlräder und Gebäude vermittelt sich dem Betrachter oft erst auf den zweiten Blick. Manche der Wasserräder verstecken sich hinter kleinen Mäuerchen oder sind unter ihren Überdachungen kaum auszumachen. Vielfältig einsetzbar, beschränken sich die Anwendungsgebiete der Wasserräder nicht auf die Mehlmüllerei – auch Schmieden, Sägewerke oder Wetzsteinmachereien greifen auf die Hilfe der Wasserkraft zurück. Mit ihrer unterschiedlichen Größe und Breite passen die Räder sich den örtlichen Gegebenheiten ebenso an wie durch ihre Bauweise.

Oft brauchte es kreative Lösungen, um die Wünsche und Ideen der Mühlenbesitzer umzusetzen.

Auf den ersten Blick erweckt das Innere einer Mühle für den ungeübten Betrachter den Eindruck der Unordentlichkeit: leere Mehlsäcke hängen über dem Geländer, Geräte stehen scheinbar planlos im Raum und immer wieder sind Rohre zu sehen, die kreuz und quer durch den Raum verlaufen. Aber alles hier hat seinen festen Platz und nichts wird dem Zufall überlassen. Die Folge: Alle Mühlen sind individuelle Meisterwerke, denn Formen, Materialien und Alter der Maschinen bieten eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten.

Wer kennt sie nicht, die kleinen und großen Zeugen längst vergangener Tage an Flüssen und Bächen? Mit Wasserkraft betriebene Mühlräder werden heutzutage zunehmend ihrem Schicksal überlassen – moderne Elektro- oder Turbinenantriebe verdrängen die traditionellen Wasserräder. Gerhard Trumler, Fotograf und „Mühlenprofessor“, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese dem Vergessen preisgegebenen Objekte fotografisch für die Nachwelt zu erhalten. Der großformatige Bildband zeigt die Vielfalt der bayerischen Mühlenlandschaft, aber auch die Schönheit, die den alten Bauten und Geräten gerade wegen ihrer Vergänglichkeit innewohnt. Andreas Ehrhardt, Müllermeister und Mühlenbautechniker, führt mit anschaulichen und lebendigen Textpassagen in die Welt der alten Mühlen ein und listet über 500 Mühlenstandorte auf.