Bayerische Geschichten 19/2022: Mord im Rotlichtmilieu

Liebe Leserinnen und Leser,

in Werner Rosenzweigs fünftem fränkischen Krimi wird Fürth, die ehemals sicherste Großstadt Bayerns, vom organisierten Verbrechen erschüttert …

Zwei Tote im Stadtpark. Keine Tatwaffe, kein Tatort, keine Identität der Opfer und keine Idee, wie die beiden an den Ort ihres Auffindens gelangt sind. Nur eines ist klar: Die Ermordung war bestialisch. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren muss in der Stadt eine Sonderkommission einberufen werden. Doch noch während das Team um Kriminalhauptkommissar Bach nach Spuren sucht, gibt es bereits den nächsten Toten. Internationale Verstrickungen um ein berüchtigtes örtliches Etablissement „Wunschlos glücklich“ stellen die Ermittler vor die beunruhigende Frage, wie weit verborgene Kräfte gehen werden, um ihre Macht in dem Rotlicht-Gewerbe zu sichern?

Leseprobe:

Es war ein sehr altes, verlassenes Haus, in das das italienische Ehepaar verschleppt wurde.
Als der Mann die Tür des Wohnmobils geöffnet hatte und diese von außen aufgerissen worden war, stürmten zwei finster aussehende Männer in Polizeiuniform herein. Es ging alles sehr schnell, lief ab wie in einem Alptraum. Die beiden Männer machten dem italienischen Paar klar, dass sie sich anziehen und mitkommen müssten. Da die Italiener kein Deutsch verstanden, lief die Konversation in holprigem Englisch ab. „You follow us“, meinte einer der Männer und die vorgehaltenen Pistolen ließen keinen Zweifel daran, dass es keine Alternative gab.
Dem Paar wurden Handfesseln angelegt. Dann wurden sie zu einem weißen Skoda geführt und hineingestoßen. Man fuhr sie durch die Nacht, bis im Osten der neue Tag sein baldiges Kommen ankündigte. Dann hielt der Skoda.
[…]
Nun saßen die beiden da, mit den Oberkörpern an die kaputte Wand eines kahlen Raumes gelehnt. Überall blätterte die Farbe ab. An den hohen Decken zeigten sich Stockflecken. Das musste mal ein Wohnzimmer gewesen sein. Der Fußboden war aus Holz und etliche Dielen standen nach oben.
Sie waren an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt und warteten darauf, was mit ihnen geschehen sollte. Draußen ging langsam die Sonne auf und warf bizarre Lichter durch die mit Brettern vernagelten Fenster.
Die Stunden flossen dahin, ohne dass jemand etwas von ihnen wollte. Ihre Entführer hatten es sich in einem anderen Raum des alten Hauses bequem gemacht. Sie hörten sie reden. Es mussten mehr als zwei sein. Mit der Zeit konnten sie fünf verschiedene Stimmen ausmachen. Dann telefonierte einer der Männer in der fremden Sprache. Anschließend diskutierten sie wieder.
Endlich kam Bewegung in die Sache. Drei der fünf kamen zu ihnen. Alle steckten in gelben Schutzanzügen, wie städtische Bauarbeiter sie trugen. Die Füße hatten sie in gleichfarbigen Gummistiefeln verborgen. Einer der drei – er hatte schon im Wohnmobil das Wort geführt – sprach sie auf Englisch an. „You interest in the Flößaustraße building“, radebrechte er. „What you want?“
Daher wehte also der Wind.