Bayerische Geschichten 16/2022: Do legst di nida

Liebe Leserin, lieber Leser,

lange galt Bairisch als Sprache der einfachen Leute, der Bauern und Handwerker. Doch mittlerweile verwendet zunehmend auch die „Oberschicht“ Bairisch, um sich sprachlich abzusetzen. Ist man des richtigen Gebrauchs jedoch nicht mächtig, wächst die Gefahr, tief ins Fettnäpfchen zu treten.
Davor bewahrt Klaus Grubmüllers Buch „Gutes Bairisch“. Neben Grundelementen der bairischen Grammatik liefert es wichtige Hinweise zur Gesprächsführung sowie einen soliden Grundwortschatz für die gepflegte Konversation unter Bayern wie Zuagroasten. Fachliche Seriosität wird dabei mit einem Augenzwinkern präsentiert, denn die Lektüre soll vor allem Spaß machen. Host mi?

Besonders wichtig für einen guten ersten Eindruck ist ein gelungener Gesprächseinstieg. Wichtig ist: Im Bairischen wird Kommunikation idealtypisch als Gespräch unter Bekannten und miteinander Vertrauten verstanden. Man kennt sich, man duzt sich. Es genügt in der Regel ein einfaches „Grias di“ (oder „Grias enk“). Akzeptiert wird auch ein beiläufig gesprochenes „Servus“, dem seine Herkunft aus dem Lateinischen („Knecht, Diener“) nicht mehr anhaftet. Ein Gespräch mit Fremden ist im Prinzip nicht vorgesehen und diese werden eher mit einem brummigen „mhm“ bedacht. Von Integrationsversuchen, etwa mit einem schneidigen „Tach“, ist abzuraten; sie bewirken zumeist eine sofortige Ausgrenzung.

 

Während des Gesprächs lohnt es sich immer wieder, Zustimmung zur Position des Gegenübers auszudrücken. Eine gute Wahl sind dabei die Ausdrücke „basst scho“ („passt schon“, oft verschmolzen zu einem kaum noch durchschaubaren „basscho“) oder „haut scho“ („das haut schon hin“), etwas emphatischer mit einem bewundernden „sauber“. Besondere Anerkennung für den Gesprächspartner (oder die Gesprächspartnerin) kleidet man in den Ausruf „Du bist ja a vareckta Hund“ (generisches Maskulinum!), beim Bezug auf Dritte „So a vareckta Hund“. Unverständnis über eine Äußerung der Gegenseite lässt sich hingegen mit einem empörten „Gē weida!“ („Geh weiter!“, „Geh weg!“ im Sinne von „Lass mich in Ruhe!“) ausdrücken.

 

Mit einem „Servus“ kann man sich auch verabschieden, genauso wie mit einem herzlichen „Pfüatdi“ (verballhornt aus „Behüte Dich“, zu ergänzen: „Gott!“), das gelegentlich auch noch in der Vollform „Pfüatdigod“ vorkommt. Für das Beenden des Gesprächs braucht es kaum verbale Unterstützung, es endet mit einem Handschlag oder einem Schlag auf die Schulter. Eine besonders authentische Möglichkeit der Verabschiedung bietet das unterwürfig klingende „Habedere“ („(Ich) habe die Ehre“). Es zeichnet sich gegen den Anschein nicht durch exquisite Höflichkeit aus, sondern ist eher ein stolzes Bekenntnis zur Tradition.