Bayerische Geschichten 10/2023: Entdeckungstour durchs mystische Würzburg

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bayern-Reiseführer gibt es viele – aber nur eine Mini-Reihe: Unsere Neuerscheinung im Mini-Format ist ein Reiseführer in die mystische Vergangenheit Würzburgs. Tauchen Sie ein in eine Zeit, zu der Magie und Aberglaube noch ihren festen Platz im Leben der Menschen hatten und Sagengestalten ihr Unwesen in den malerischen Gassen der Altstadt trieben. Die Historikerin Susanne Herleth-Krentz erzählt vom Teufel als Baumeister, von ruhelosen Seelen, vom Pfeiferhannes, dem Blutstein in der Marienkirche und vielem mehr und nimmt dabei Einheimische wie Gäste mit auf eine schaurig-schöne Entdeckungstour – anregend bebildert, mit allen wichtigen Sehenswürdigkeiten und aktuellen Hotspots.

Der beeindruckende Innenraum der Stiftskirche St. Johannes (Bild: Wikimedia Commons)

„Würzburgs Zauber“ heißt ein Studentenlied von 1899 – und wenn man zusammen mit unserer Autorin Susanne Herleth-Krentz über die Alte Mainbrücke oder den Mainkai entlang spaziert, kann man die Zeilen gut nachvollziehen: Von den Bergen, von den Brücken / Fasst man Würzburgs Schönheit leicht / Und man spürt es mit Entzücken: / Keine Stadt ist dieser gleich. Die malerischen Ausblicke auf die Wahrzeichen Würzburgs gewinnen darüber hinaus an Tiefe, sobald man erfährt, welche uralten, mystischen Geschichten hinter den Bauwerken stecken. Nehmen wir beispielsweise die Pfarrkirche St. Johannes in Stift Haug. Der monumentale Bau wird nicht umsonst gern mit dem Petersdom zu Rom verglichen, doch soll bei seiner Errichtung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein …

Der Alte Kranen am Würzburger Mainkai (Bild: Susanne Herleth-Krentz)

Der italienische Baumeister Antonio Petrini konnte 1691 wahrlich stolz sein auf seine vollendete Stiftskirche, doch sein Auftraggeber, der Würzburger Fürstbischof, sorgte für Aufregung: Er wollte die Festigkeit der Mauern per Kanonenschuss prüfen! Ein ohrenbetäubender Knall, Pulverdampf quoll ins Freie – und die Mauern hielten stand. Doch Petrini war wie vom Erdboden verschluckt. Es heißt, der Teufel, der ihm bei der Prüfung seines Meisterbaus beigestanden hatte, habe ihn geholt. Überhaupt gingen dem Teufel im mittelalterlichen Würzburg einige Seelen in die Falle: Am Alten Kranen, dem barocken Zeugnis für den einst regen fränkischen Flusshandel, soll der „Untreue Kornmesser“ umgehen. Lange Jahre hatte sich der städtische Beamte heimlich am Getreideverkauf bereichert, bis ein nasser Sommer die Ernte auf den Feldern verfaulen ließ. Der Kornspeicher leer, die Würzburger elend und hungrig – und die Seele des „Untreuen“ ein gefundenes Fressen für den Teufel.

Die Festung Marienberg (Bild: Pixabay)

Die Burg auf dem Marienberg entstand um das Jahr 1200 und wurde bis weit ins 18. Jahrhundert zu der Festung und Residenz der herrschenden Fürstbischöfe ausgebaut, die ungebrochen imposant über Würzburg thront. Weitaus älter als sämtliche Bastionen, Ecktürme und Schlossflügel ist allerdings die in den Bau integrierte Marienkirche: Schon 706 wurde sie geweiht. Dass sie ihre Tür heute noch begeisterten Besuchern öffnen kann, ist ein kleines Wunder. Denn alle im Lauf der Jahrhunderte hinzugekommenen schützenden Mauern konnten nicht verhindern, dass die Marienkirche im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden gestürmt wurde. Den greisen Kapuzinerpriester, der gerade die Messe las, schlugen sie meuchlings mit dem Schwert nieder. Sein Blut spritze auf einen Stein – und ließ sich durch keine Macht der Welt wieder abwaschen.