Bayerische Geschichten 08/2021: Expedition in den Chiemgau

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer von Ihnen weiß, dass das Mädesüß, im Volksmund Spierblume genannt, Namenspatron des Schmerzmittels Aspirin ist? Wer von Ihnen kennt den kältesten See Mitteleuropas, der von der Mitte her zufriert und um Wochen länger gefroren bleibt als vergleichbare Gewässer und damit die Geburtsstunde für die Eislaufhochburg Inzell markierte? Zwischen Inzell und Aschau, Seeon und Schleching führen Nikola Hollmann und Andrea Slavik Sie zu mystischen Orten und Kraftplätzen, die darauf warten, von Ihnen entdeckt und erlebt zu werden. Jede Wanderung ermöglicht dabei besondere Natur- und Sinneserfahrungen.

Blick von Höhenberg nach Aschua (Foto: Nikola Hollmann/Andrea Slavik)

Eine eher leichte Tour führt über den Höhenberg zum Bärnsee und zur Abendmahlkapelle. Eine besonders schöne Zwischenstation auf dieser Runde ist die Heilig-Kreuz-Kirche, ein heute kaum mehr beachtetes kunsthistorisches Kleinod, das früher das Ziel so mancher Wallfahrt gewesen ist. Eine interessante Sage rankt sich um den Ort, auf dem die Kirche steht, denn einst soll es genau zwischen dem Höhenberg und dem Göttersberg (dort, wo heute der Bärnsee liegt) ein Nonnenkloster gegeben haben, das eines Tages auf wundersame Weise verschwand und einen See mitsamt Moor an seiner Stelle zurückließ. Das Gotteshaus ist nur zu besonderen Gottesdiensten geöffnet; sechsmal im Jahr bietet sich zudem die Möglichkeit, die wunderschönen Flügelaltäre und den Hochaltar im Rahmen einer Führung zu besichtigen.

Wer die Natur aufmerksam und mit großer Neugier erwandert, wird unterwegs immer wieder auf Außergewöhnliches stoßen. Etwa auf der 6,7 Kilometer langen Tour von Sachrang zur Wildbichl Alm und zur Ölbergkapelle. Die Gegend um Sachrang und Schleching kommt noch ganz ohne den lukrativen Wintertourismus aus. Ganz bewusst geht es hier langsamer, leiser und achtsamer zu. Zauberhafte Wälder locken Wanderer an, die einen bewussten, entschleunigten Aufenthalt in der Natur suchen. Dass sich ein Waldbesuch heilend auf die menschliche Psyche auswirkt, ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Auf dem Weg Richtung Wildbichl Alm fallen aufmerksamen Beobachtern die ersten erstaunlichen Besonderheiten auf: auf dem Stamm einer Eberesche windet sich eine Schlange nach oben – oder etwa doch nicht? Und auch die Ölbergkapelle am Ziel der Wanderung wartet mit Erstaunlichem auf, denn die Felsen sind Teil der Kirchenwand und das Innere erstreckt sich über zwei Etagen.

Die Ölbergkapelle steht am Waldrand südlich von Sachrang (Foto: Nikola Hollmann/Andrea Slavik)

Die Klosterkirche auf der Fraueninsel (Foto: Nikola Hollmann/Andrea Slavik)

Avalon, die mythische Insel der Kelten, befindet sich mitten in Bayern! Zumindest könnte man das annehmen, wenn man den beiden Autorinnen auf die Fraueninsel und zum ältesten deutschen Frauenkloster Frauenwörth folgt. Ähnlich wie in Avalon erhalten nur ausgewählte Besucher Zugang zur Fraueninsel, denn diese ist ausschließlich per Schiff zu erreichen. Ein Ausflug dorthin lohnt sich jedoch allemal und das Kloster verbreitet seinen ganz eigenen Charme. Noch heute befindet sich hier in der Kirche das Grab Irmengards, der ältesten namentlich bekannten Äbtissin von Frauenwörth. Kombinieren lässt sich die Runde über Frauenchiemsee auch mit einem Besuch beim großen Bruder Herrenchiemsee und wer Glück hat, kann in der kalten Jahreszeit sogar Seeadler beobachten.

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