Bayerische Geschichte(n), 07/2013: Dromedar, Krokodil und Elefant im barocken Himmel

Giovanni Battista Tiepolo hat sich auf dem Deckenfresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz auch selbst verewigt.
Giovanni Battista Tiepolo hat sich auf dem Deckenfresko im Treppenhaus der Würzburger Residenz auch selbst verewigt.

Liebe Leserin, lieber Leser,

keinen Geringeren als den berühmtesten Freskenmaler seiner Zeit wollte der Würzburger Fürstbischof für die Ausmalung seiner Residenz haben. Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads schickte einen Unterhändler nach Venedig, um Giovanni Battista Tiepolo zum größten Auftrag seines Lebens zu verpflichten. 1750 reiste der Maler mit seinen beiden Söhnen nach Würzburg und arbeitete zunächst zwei Jahre lang an der Ausmalung des Kaisersaals. Gleich darauf machte er sich an das gewaltige Gewölbe des Treppenhauses, das ihn bis 1753 beschäftigen sollte.

Die gewaltigen Ausmaße der Würzburger Residenz erschließen sich im Luftbild besonders deutlich.
Die gewaltigen Ausmaße der Würzburger Residenz erschließen sich im Luftbild besonders deutlich.

Das Treppenhaus im Corps de Logis gilt als eine der großartigsten Raumschöpfungen der barocken Profanarchitektur. Die gewagte Deckenkonstruktion des Würzburger Hofbaumeisters Balthasar Neumann wurde von Zeitgenossen kritisch beäugt, denn man befürchtete, dass sie nach Abnahme des Baugerüsts einstürzen würde. Tatsächlich überstanden die Gewölberäume sogar die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Der eigentliche Höhepunkt des gewaltigen Raums, der sich durch die Bewegungsrichtung der Treppenläufe nach und nach erschließt, ist jedoch das Deckengemälde, für das Tiepolo mit 15.000 Gulden – dem 13-fachen Jahresgehalt von Balthasar Neumann – entlohnt wurde. Es gilt als das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt.

Die Personifikation der Asia reitet auf einem Elefanten.
Die Personifikation der Asia reitet auf einem Elefanten.

Auf einer Fläche von weit über 600 Quadratmetern entfaltet sich eine komplexe allegorische Darstellung der vier Kontinente, über denen sich ein mit antiken Göttern bevölkerter Himmel wölbt. Apoll ist die zentrale Gestalt in dieser Götterwelt, ihm gegenüber aber trägt die Göttin Fama Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads, den Auftraggeber des Werks, auf einem roten Hermelinmantel in den Himmel hinauf. Das Bildprogramm ist nicht nur Apotheose des Fürsten, es ist eine Verherrlichung des Geistes, der die Schöpfung durchdringt. Europa mit seinen Errungenschaften, insbesondere auf dem Gebiet der Künste, ist das Zentrum der Welt. Auch die drei anderen damals anerkannten Kontinente werden von Frauengestalten personifiziert: So reitet etwa die dunkelhäutige Afrika auf einem Dromedar über das Deckengewölbe, das Reittier der Amerika ist ein Krokodil und das der Asia ein Elefant.

Die Festung Marienberg ist das Wahrzeichen der Stadt. Im Vordergrund ist die alte Mainbrücke zu sehen.
Die Festung Marienberg ist das Wahrzeichen der Stadt. Im Vordergrund ist die alte Mainbrücke zu sehen.

Wer nach Würzburg kommt, der muss natürlich die von Balthasar Neumann erbaute Residenz besuchen und das berühmte Deckenfresko von Tiepolo bestaunen. Er muss die Festung Marienberg sehen, die das Wahrzeichen der Stadt ist. Wer nach Würzburg kommt, der muss aber auch beim „Maulaffenbäck“ einkehren und das Hofgartenweinfest mitfeiern, er muss eine „Geknickte mit…“ essen, eine Würzburger Bratwurst im „Kipf“.

Veronika Mayer hat für den „Bayern-Mini: Würzburg“ eine Entdeckungstour durch die Stadt zusammengestellt, die nicht nur zu den kunsthistorischen Highlights der prächtigen Barockstadt führt, sondern auch zu den kulinarischen.