Bayerische Geschichten 08/2022: Bekanntes, Unbekanntes & Vergessenes am Tegernsee

Liebe Leserin, lieber Leser,

was haben die bayerische Gschicht vom Brandner Kaspar, ein reicher Schatz an Sagen und Legenden, Gedichte der Kaiserin „Sisi“ und mehrere hundert Romane von Hedwig Courths-Mahler miteinander gemein? Sie sind alle am Tegernsee entstanden. Und nicht nur sie, sondern unzählige gelehrte Schriften, Dichtungen, literarische Texte und Romane – in einem Zeitraum über weit mehr als tausend Jahre. Der literarische Schatz der Region lässt sich nun auf zwölf Spaziergängen entdecken: Bekanntes und bisher Unbekanntes ebenso wie gänzlich in Vergessenheit Geratenes – und zwar genau dort, wo alles entstanden ist: Außerhalb der großen Metropolen im ländlichen Raum rings um den Tegernsee.

Nach dem Krieg verhinderte ein amerikanischer Offizier die Plünderung des sogenannten »Mutterhofs« in Tegernsee. Er hatte anhand der Romane Hedwig Courths-Mahlers die deutsche Sprache erlernt.
(Foto: Hedwig Courths-Mahler-Archiv, Stadt Nebra)

 

Hedwig Courths-Mahler (1867- 1950) war die erfolgreichste Romanschriftstellerin ihrer Zeit. In 50 Jahren schrieb sie über 200 Romane, die in über 37 Sprachen übersetzt wurden. Ihre Töchter Margarete Elzer und Friede Birkner folgten ihr nach. Doch was war das Erfolgsrezept dieser schreibenden Frauen? Sie holten ihre Romanheldinnen raus aus Armut und Elend indem sie sie arbeiten ließen. Skandalös! Hedwig Courths-Mahler schrieb und veröffentlichte bis ins hohe Alter, obwohl sie während des Nationalsozialismus ausgebremst wurde: Emanzipierte Frauen passten nicht ins Konzept. Wandeln Sie bei dieser Tour auf den Spuren dreier Frauen, die ihrer Zeit voraus waren. Vom Wohnhaus zu ihren Gräbern bis zum Grundstück, das Sie der Stadt schenkten. Lernen Sie mehr über die Bestsellerautorinnen, ihren Lebensweg und das Entstehen erster Ideen bis zu den fertigen Romanen. Womöglich werden auch Sie zu Ihrem ersten Roman inspiriert?

Das ehemalige Benediktinerkloster ist heute das Tegernseer Schloss. Dort wird die Sage »Der fromme Abt vom Tegernsee« anhand einer Geschichte des bayerischen Schriftstellers Heinrich Noë vorgestellt.
(Foto: Thomas Pettenberg)

Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um den ältesten, urkundlich erwähnten Ort am Tegernsee. Lernen Sie Tegernsees reichen Sagenschatz kennen: vom bekanntesten lateinischen Drama des Mittelalters, dem „Ludus de Antichristo“, über die Sage vom „Fisch mit dem goldenen Ring“ bis hin zu den Legenden um die Entstehung der Riedersteinkapelle. Auf sieben Kilometern führt Sie diese Tour vom Bahnhof Tegernsee über das Tegernseer Schloss zur Point, einer naturbelassenen Freizeitanlage mit Sandstrand. Nach einem Sprung in das kühle Nass des Sees geht es weiter zum Großen Paraplui am Leeberg, um nach dem Klosterschatz zu suchen, den der Legende nach die Mönche dort vergraben haben. Nehmen Sie eine Schaufel mit! Wer weiß, vielleicht finden Sie diesen sagenumwobenen Schatz?

Idyllisch am Ufer der Mangfall gelegen: Das Jagerhaus, das heute Heimatmuseum und
wechselnde Kunstausstellungen beherbergt.
(Foto: Sabine Ziegler-Musiol)

Gmund: „Das Tor zum Tegernseer Tal“. In acht Stationen lernen Sie die Gmunder Originale, erfolgreiche Literaten und literarische Figuren, kennen, die leider teilweise bereits wieder vergessen sind: Dichterinnen wie Therese Sandbichler und Anny Schaefer, Heimatdichter Georg Stöger-Ostin und Wilhelm Diess, den Gastwirt Max Obermayr und das Multitalent Fred Rauch. Im Bahnhofsgebäude von Gmund beginnt die Tour, in dem anhand literarischer Zeugnisse aus dem Leben und Schaffen der Schriftstellerin Anna Mayer-Bergwald erzählt wird. Ein anderes Kaliber war Johann Baptist Mayer, der „Wilde Jager“ von Gmund, der zahlriechen Wilderen das Handwerk legte und so zum Vorbild einiger literarischer Figuren wurde. Der Kreis der Gmunder Originale schließt mit dem Besuch des Ackerbergs, dessen Station dem Radiomoderator Fred Rauch gewidmet ist: „Sie wünschen, wir spielen Ihre Lieblingsmelodien.“