Bayerische Geschichten 06/2022: 19 Superlative und 72 Geheimnisse
Liebe Leserin, lieber Leser,
die, die dabei waren, bekommen noch heute glänzende Augen, wenn sie von den Olympischen Spielen und der einmaligen Atmosphäre von damals erzählen. Leichtigkeit und Lebensfreude wichen aber jäh einem abgrundtiefen Entsetzen angesichts des Attentats auf die israelische Mannschaft. Unvergesslich sind diese Spiele bis heute geblieben. Nicht nur der Olympiapark mit den Sportstätten und dem einzigartigen Dach stehen symbolisch für die Erinnerung an das Großereignis von 1972: Die auf die Olympiaanlagen spezialisierte Stadtführerin Cornelia Ziegler vereint in ihrem großzügig bebilderten Buch 19 Superlative und 72 Geheimnisse rund um die legendären Spiele. Die ehemalige Bewohnerin des Olympischen Dorfs brachte durch persönliche Kontakte, Recherche und eigene Entdeckungstouren viel Überraschendes in Erfahrung.
Das Zentrum der Olympia-Pressestadt war einst in der Riesstraße 50 angesiedelt, wo sich heute das Berufsschulzentrum befindet. Die Wohnungen der Journalisten waren für damalige Verhältnisse gut ausgestattet und die Reporter konnten von dort mit Shuttle-Bussen in nur wenigen Minuten zu den Kampfstätten gelangen. Die Architekten der Gebäude waren Alfred Angerer und Alexander von Branca, die die Siedlung bewusst als kleine Stadt in der Stadt konzipiert hatten. Sie entwarfen nebenan auch eine zweite „Kleinstadt“, die größte überdachte Shoppingmeile Europas, das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ), und wollten damit ganz bescheiden „neue Maßstäbe“ setzen. Mit einer Schaufensterfront von 1.500 Metern ist das OEZ fast doppelt so lang wie der Münchner Hauptgeschäftsstrang zwischen Stachus und Marienplatz.
Die „Wall of Fame“ am Hans-Jochen-Vogel-Platz wird zumeist übersehen. Dabei sind hier auf einer dreistufigen Terrasse alle Olympiasieger der Spiele von 1972 verewigt. Auf dem untersten Absatz ist mittig auch der Grundstein der Olympischen Bauten zu bewundern. Wenige Meter vor dem Ehrenhain zeigt eine runde Metallplakette den Ort an, wo der Grundstein ursprünglich verlegt wurde. Am 14. Juli 1969 wurde dort ebenfalls eine Urkunde eingemauert, mit der Inschrift: „Die Jugend der Welt möge in den Bauten einen würdigen Rahmen für die Spiele des Friedens im Herzen Europas finden“.
Um einige Schätze der Spiele zu sehen, braucht man nur in Münchens kleinstes Museum zu gehen – bei freiem Eintritt. Die runde Ausstellungsfläche zwischen der Olympiahalle und der Halle des Olympiabads präsentiert unter anderem Kerzenleuchter, Besteck, Aschenbecher und Briefbeschwerer, die damals exklusiv für die Olympischen Spiele produziert wurden. Auch eines der blau-weißen Dirndl ist ausgestellt, welches die 1.600 Hostessen damals getragen haben. Unter ihnen auch die Chefhostess Silvia Sommerlath – die heutige Königin von Schweden.