„Ein seltener Schatz“
„Wohl kaum eine Versform gibt die bayerische Mentalität so treffend wieder wie das Gstanzl, auch Schnaderhüpfl genannt. Scharfzüngiger Spott, schlagfertig vorgetragen, unterlegt von einer einfachen Melodie – funktioniert in der Moderne übrigens auch mit Blues-Klängen“, schreibt Hans Kratzer in der Süddeutschen Zeitung vom 29./30. November 2014. Häufig seien Gstanzl sogar so „versaut“, dass selbst eine Tageszeitung im aufgeklärten Jahr 2014 sie nicht wiedergeben könne. Kratzer weiter: „Dass solches Liedgut überhaupt noch zitiert wird, ist Adolf Eichenseer zu verdanken, dem früheren Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz, der Jahrzehnte lang durch die Wirtshäuser gezogen ist und alles aufgeschrieben hat, was ihm zu Ohren kam.“ Allerdings werde das Gstanzlsammeln erst zu fortgeschrittener Stunde interessant: „Man kann um acht Uhr abends keine Gstanzl sammeln, man muss wirklich warten, bis die Sänger genügend alkoholisiert sind“, so zitiert er Eichenseer. Eine Auswahl von 2.000 Volksversen habe der nun in seinem „Großen bairischen Gstanzlbuch“ zugänglich gemacht: „Ein seltener Schatz.“
- ISBN: 978-3-86222-153-0