PI: Unbekannter Chiemgau
Von Millibauern, Madonnen und Marzipan
Gibt es überhaupt so etwas wie einen „unbekannten Chiemgau“? Schließlich ist in dieser Bilderbuchlandschaft mit Bergkulisse vor mehr als 150 Jahren der moderne Fremdenverkehr erfunden worden. Hier ist man seit Langem ganz auf Sommerfrischler, Urlauber und Ausflügler, auf Freizeitsportler und Kulturhungrige, auf Familien mit Kindern und erholungssuchende Kurgäste eingestellt. Die Region rund um den Chiemsee gehört mit Sicherheit zu den touristisch am besten erschlossenen Gebieten in Bayern.
Aber es müssen ja nicht immer Herrenchiemsee und Kampenwand sein. Die Kunsthistorikerin und Journalistin Katja Sebald lädt zu einem Perspektivenwechsel ein. Gleich hinter dem Märchenschloss gibt es lauschige Waldwege. Am Fuß der Kampenwand kann man Wasserfälle und ein „hängendes Tal“ entdecken. Im stilleren, nordöstlichen Teil des Chiemgaus lädt das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Baumburg mit seiner herrlichen Rokoko-Kirche und der eigenen Brauerei zu einem Besuch ein. Im Kirchlein St. Wolfgang heilt ein „Schlupfstein“ von Rückenleiden und sorgt für Kindersegen. Das Schloss Wildenwart schließlich war Zufluchtsort des letzten bayerischen Königs, als in München der Freistaat ausgerufen wurde.
Dieses Buch kann und will den Chiemgau nicht neu erfinden – es will vielmehr auf seine Schönheit hinweisen, die manchmal nur ein paar Meter abseits der ausgetretenen Wege zu finden ist. Vor allem aber will es Geschichte in Geschichten erzählen: von Gletschern und Findlingen, von Fröschen, Fledermäusen und unglücklichen Königen, von schönen Frauen und großen Künstlern, vom Essen und vom Trinken, vom Schwimmen in Seen und Flüssen, von Millibauern, Madonnen und Marzipan. Und nicht zuletzt sorgen auch die beeindruckenden Luftbildfotografien von Klaus Leidorf für einen Blick auf den Chiemgau aus ungewohnter Perspektive.