Bayerische Geschichten 31/2021: Theater in Bayern

Liebe Leserin, lieber Leser,
der großformatige Prachtband „Theater in Bayern“ nimmt Sie mit auf eine Reise zu Bayerns schönsten Spiel- und Vorführstätten. Hochwertige, opulente Fotos setzen die architektonischen Besonderheiten dieser glanzvollen Theaterhäuser gekonnt in Szene und rufen mit prägnanten Texten ihre Geschichte und ihren kulturellen Wert ins Bewusstsein. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei dieser besonderen Inszenierung!

Der Zuschauerraum mit Empore im Theater der Stadt Schweinfurt (Foto: BLfD, David Laudien)

Nach der Kriegszerstörung des vorherigen Spielorts und mehreren provisorischen Aufführungsstätten fand das Theater der Stadt Schweinfurt seinen endgültigen Platz in einer Grünzone zwischen der Altstadt und der gründerzeitlichen Stadterweiterung. Planer des vielgelobten Hauses war Professor Erich Schelling, der auch in Karlsruhe und Straßburg architektonische Glanzpunkte setzte. Im künstlerisch besonders aufwendig gestalteten Zuschauerraum stechen vor allem die markanten tropfenförmigen Glaskörper und die teilvergoldeten Flankenwände mit den beleuchteten hölzernen Tetraedern, die auch die Akustik positiv beeinflussen, ins Auge.

Details der Brüstung unterhalb der Fürstenloge im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth (Foto: BLfD, David Laudien).

Um ihre Langeweile zu überbrücken, erschuf sich Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg und Bayreuth mit dem Bau des Markgräflichen Opernhauses von 1746 bis 1750 eine Scheinwelt von Kunst und Kultur. Das Theater stellte ein absolutes Juwel barocker Theaterarchitektur im politisch bedeutungslosen Markgrafentum dar. Nach Instandsetzungsarbeiten in den Jahren 2012 bis 2018 erstrahlt das Opernhaus heute wieder in seinem authentischen, originalen Glanz. Seit 2012 ist der Theaterbau Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Alter Glanz, neu aufgefrischt durch mustergültige Restaurierungen: der Zuschauerraum im Stadttheater Fürth (Foto: BLfD, David Laudien)

„Großartig muss der Bau werden!“ – so der Anspruch, den die Stadtgemeinde Fürth für den zu errichtenden Theaterbau formulierte. 1902 war es dann soweit: Das neue Stadttheater konnte eröffnet werden. Besonders hervorzuheben ist die ungewöhnlich dicht erhaltene historische Ausstattung: hölzerne Wandvertäfelungen, kostbare Wandbespannungen und in allen Räumen festlich eleganter Stuckdekor. Der überreiche Einsatz feinster Vergoldung und perfekt geschliffenen Spiegelglases repräsentiert das kunsthandwerkliche Selbstverständnis der Goldschläger- und Spiegelindustriestadt Fürth.

 

Der Zuschauerraum des Regensburger Dreirangtheater (Foto: BLfD, Michael Forstner)

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurden die Fürstentümer Aschaffenburg und Regensburg gebildet und der Metropolitansitz von Mainz nach Regensburg verlegt. Für Regensburg bedeutete dies auch einen kulturellen Neubeginn, der sich besonders deutlich im 1804 errichteten Stadttheater manifestierte. Nach einem Brand im Jahr 1848, bei dem das Gebäude bis auf seine Außenmauern zerstört wurde, fiel die Entscheidung gegen einen zeitgemäßen Neubau und für einen Wiederaufbau. Der Wahlspruch „MVSIS FAVENTIBVS“ („Den Musen geweiht“) am Giebelarchitrav des Risalits setzt den Bau mit einem feinsinnigen Musentempel gleich.

 

Blick vom Bühnenhaus in den Theatersaal (Foto: BLfD, Michael Forstner)

Nach nur einjähriger Bauzeit wurde das Kurhaus-Theater in Augsburg-Göggingen am 25. Juli 1886 mit einer Operette feierlich eröffnet. Die zeitgenössischen Presseberichte sprechen von einem „Wunderbau“, einem „feenhafte(n) Musentempel“ oder einem neuen „Tempel Thalias“. Besonders positiv wurde die Multifunktionalität des Theatersaals gesehen, diente dieser doch auch als Palmen- und Gesellschaftshaus bzw. Wandelhalle. Das Kurhaus-Theater ist eines der bedeutendsten und prächtigsten Zeugnisse historistischer Architekturgeschichte in Bayern. Umso erstaunlicher, dass es einem breiten Publikum weitgehend unbekannt ist.

 

Durchblick durch die Foyerräume im Münchner Nationaltheater (Foto: BLfD, Michael Forstner)

Das Nationaltheater in München ist ein zweifacher „Phönix aus der Asche“: Zwei Mal wurde das Gebäude seit seiner Eröffnung im Jahr 1818 vollständig zerstört, um dann jeweils wieder errichtet zu werden. 1823 fiel der Bau des Architekten Karl von Fischer einer Feuersbrunst zum Opfer; im Zweiten Weltkrieg wurde das Theater beim Luftangriff vom 2. auf den 3. Oktober 1943 fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau nach der Bombenkatastrophe erfolgte erst 1958. Nach langen Diskussionen hatte man sich dazu entschieden, sich wieder dem Vorkriegszustand anzunähern. Vollständig rekonstruiert wurde der Foyertrakt, in dem sich sogar Wanddekorationen der Gebrüder Sporer aus Wessobrunn erhalten haben.