Bayerische Geschichten 3/2024: Ein Jahrtausend Wittelsbacher

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie die Wittelsbacher? Was für eine Frage, schließlich ist diese besondere Familie seit mehr als 1.000 Jahren fester Bestandteil Bayerns. Das Haus Wittelsbach stellte Könige, Kurfürsten, Herzöge, ja sogar einen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Bis heute prägt die ehemals royale Familie das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Bayern – inzwischen jedoch eher als Produzent feinsten Bieres. Einen genauen Blick über die verschiedenen Linien der Familie, aber auch auf herausragende Persönlichkeiten bietet der offizielle Stammbaum der Wittelsbacher, handgezeichnet und mit anschaulicher Legende. Erhältlich ist dieses Schmuckstück seit einigen Jahren als Zugabe zum Bildband „Die Wittelsbacher. Ein Jahrtausend in Bildern“ und nun zusätzlich als prächtiges Poster im Großformat.

Ludwig IV. – auch bekannt als Ludwig der Bayer – ist als einer der bedeutendsten Wittelsbacher in die Geschichte eingegangen. Geboren wurde er 1282 und lernte als jüngerer Sohn Ludwigs III., genannt der Strenge, sehr früh seine Herrschaftsansprüche durchzusetzen. Erst nur gegen seinen Bruder. Später behauptete er sich gegen Friedrich den Schönen, dessen Habsburger Armee er gleich zweimal vernichtend schlug, diese dadurch endgültig aus Niederbayern drängte und sich damit gleichzeitig als Kandidat für die anstehende Königswahl im deutsch-römischen Reich empfahl. Sogar ein andauernder Konflikt mit Papst Johannes XXII. samt Kirchenbann hielt ihn nicht auf. 1328 wurde Ludwig zum Kaiser gekrönt. Er war der erste Bayer auf dem Thron des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und prägte mit seiner Erbregel die Zukunft seiner Familie über mehrere Jahrhunderte hinweg.

Von den Konsequenzen dieser Erbregel war auch Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut betroffen, der gut hundert Jahre nach dem Tod seines berühmten Ahnen geboren wurde. Bekanntheit erlangte Georg aufgrund seines beeindruckenden Vermögens, das aus dem Besitz zahlreicher Bergwerke stammte, vor allem aber aufgrund seiner Vermählung mit Prinzessin Hedwig Jagiellonica von Polen. Diese prächtig gefeierte Eheschließung ging als Landshuter Hochzeit in die Geschichte ein und wird heute als historisches Spiel alle vier Jahre nachgestellt. Das sommerliche Fest dauert mehrere Wochen und gilt seit 2018 sogar als „Immaterielles Kulturerbe“. Leider verlief die Ehe der beiden ursprünglichen Brautleute weitaus weniger glücklich, als es die Hochzeit vermuten lässt: Die meiste Zeit lebten sie nicht einmal am gleichen Ort. Da Georg keine männlichen Nachkommen hatte, löste sein Tod 1503 als Folge besagter Erbregel einen Erbfolgekrieg in Bayern aus, der mit herben territorialen Verlusten endete.

Ein geradezu modernes Gegenstück zu spätmittelalterlichen Machtkämpfen und der Anhäufung sagenhaften Reichtums ist das auf persönliche Entfaltung, Wissenschaft und Fortschritt ausgerichtete Leben von Herzog Karl Theodor in Bayern. Der zweitälteste Bruder der berühmten Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn – besser bekannt als Sisi – musste erst einige Jahre beim Militär überstehen, bevor er seinem eigentlichen Interesse folgen und ein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität aufnehmen konnte. Nachdem er sich in Jura, Nationalökonomie und Philosophie versucht hatte, entschied er sich schließlich für die Medizin, promovierte, hospitierte und praktizierte in München, am Tegernsee und in Meran. Als renommierter Augenarzt gründete er 1895 die private Augenklinik Herzog Karl Theodor in der Nymphenburger Straße zu München – diese existiert heute noch.