Bayerische Geschichten 22/2021: Der Augustiner-Roman

Liebe Leserin, lieber Leser,

unsere Neuerscheinung „Thereses Töchter“ ist etwas Besonderes: Der historische Roman gewährt zum ersten Mal den intimen Blick hinter die Kulissen der Augustiner-Brauerei. Denn jeder kennt Augustiner, aber kaum einer die Familie Wagner hinter der Marke. Und noch weniger wissen um die entscheidende Rolle, die Frauen in der Geschichte des Unternehmens spielten – angefangen bei der ersten „Augustinerin“ Therese Wagner bis heute. Aus der Erzählung von Glückstagen und Schicksalsschlägen der Brauer-Dynastie, von rauschenden Festen und tiefen Zerwürfnissen erwächst das Bild von anderthalb Jahrhunderten bayerischer und Münchner Geschichte.

Das Augustiner-Stammhaus in der Münchner Altstadt

Als Anton Wagner, Wirt und Patron der Augustiner-Brauerei zu München, im Frühsommer 1844 unerwartet stirbt, lässt er seine Frau Therese mit fünf Kindern und der Verantwortung für ein krisengeschütteltes Unternehmen zurück. Die Stadt hat gerade erst eine Reihe blutiger Bierkrawalle überstanden und die Münchner Gesellschaft erwartet, dass Augustiner in die Hände eines neuen, führungsstarken, vor allem aber männlichen Brauers fällt. Therese soll sich zurückziehen. Doch sie hat anderes im Sinn: Mit großem Mut, Geschick und Tatkraft setzt sie sich an die Spitze von Augustiner und bietet der männerdominierten Welt der Bierbarone die Stirn.

Die Augustiner-Brauerei an der Landsberger Straße, Ende des 19. Jahrhunderts

Lange Jahre scheinen die Schwierigkeiten unüberwindbar, der Widerstand der eingesessenen Münchner Brauer zu groß. Doch es wird Therese Wagner sein, die als „Augustinerin“ den Grundstein für die neue Brauerei legt – an der Landsberger Straße, wo noch heute im markanten, mittlerweile denkmalgeschützten Klinkerbau gebraut wird. Ihr Sohn Joseph, dessen Initialen „J. W.“ das Augustiner-Logo zieren, vollendet das Lebenswerk Thereses und zieht mit der gesamten Brauerei von der Altstadt in den Münchner Westen – seine Frau Bertha immer an seiner Seite. Bertha Wagner hat über ihre Familie beste Verbindungen zum Wittelsbacher Hof, bringt Stil und internationales Flair in den Betrieb und erhebt die Gastwirtschaft in der Neuhauser Straße – das bekannte Augustiner-Stammhaus – zum Lokal ersten Ranges.

Sophie Wagner mit ihrer Tochter Lucia, genannt Lucy

In Sophie Wagner, der ältesten Tochter von Bertha und Joseph, zeigt sich schon früh, dass sie das Revoluzzer-Gen von ihrer Großmutter Therese geerbt hat: Resolut setzt sie sich für die Belange der Münchner Kellnerinnen ein, streitet für bessere Bezahlung und soziale Absicherung. Doch damit nicht genug: Als Frauenrechtlerin der ersten Stunde wird sie in die Geschichte eingehen und ihrer Familie eine nicht minder eigenständige, rebellische Tochter schenken. Bis heute besteht die Linie der starken Augustiner-Frauen – in ihnen allen, in „Thereses Töchtern“, spiegelt sich der Mut und das unternehmerische Können der ersten „Augustinerin“.

Ernste Miene, stolzgeschwellte Brust: Die Augustiner-Belegschaft im Hof der Brauerei an der Landsberger Straße, Anfang des 20. Jahrhunderts (Alle Bilder: Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, sämtliche Aufnahmen urheberrechtlich geschützt)