Bayerische Geschichte(n), 21/2018: Bauen und Sanieren im Einklang mit der Natur

Das lang gestreckte Wohngebäude auf dem Auerberg in Fischbachau bietet eine atemberaubende Aussicht auf das Inntal (Fotos: Norbert Kiening).

Liebe Leserin, lieber Leser,

in unserer bebauten Umwelt kommt es ständig zu Veränderungen, die uns vielleicht oft als zu vielfältig und unvereinbar erscheinen. Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler liegt es besonders am Herzen, Bauwesen, Heimatpflege und Ökologie zueinander zu führen. Denn wie sich Bauten in ihre Umgebung einpassen, ist nicht allein Sache des persönlichen Geschmacks, sondern eine kulturelle Gemeinschaftsaufgabe. Den vorbildlichen Umbau eines bäuerlichen Anwesens kann man in Fischbachau beobachten. Der umgenutzte Einfirsthof ist geradezu malerisch in die hügelige Landschaft des Alpenrandes eingebettet. Seine Wohn- und Schlafräume schweben über dem Inntal. Diese moderne Art der Vereinigung von Natur und Bauwesen zeigt beispielhaft, dass zeitgemäßes Bauen sowohl einen Blick in die Vergangenheit als auch einen Blick in die Zukunft des modernen Bauens ermöglicht.

Die ehemalige Scheune in Nußdorf am Inn wurde in einen großzügigen Wohnbereich mit Terrasse und Blick auf das Wendelsteingebirge umgebaut.

Da ein in die Jahre gekommenes Gebäude seine eigene Geschichte erzählt, zeugt die gewissenhafte Renovierung neben dem hohen persönlichen Engagement auch vom Respekt der Eigentümer vor dem überkommenen Erbe. Dem 500 Jahre alten denkmalgeschützten Wohnhaus in Nußdorf am Inn ist seine landwirtschaftliche Vergangenheit kaum mehr anzusehen. Die ehemalige Scheune ist vor der Kulisse des Wendelsteinpanoramas in ein modernes Ensemble mit großzügigem Wohnbereich und Terrasse verwandelt worden, in dem sich Tradition und Fortschritt vereinen.

Die knappen Dachränder verleihen dem Neubau in Hofstetten seine kubische Erscheinung. Das Gebäude nimmt einerseits die klassische Hausform des Jurahauses auf, besticht aber andererseits durch Innovation und moderne Farbgebung.

Hoher gestalterischer Reichtum entsteht auch durch die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten von Materialien und Konstruktionen. Vergleicht man die 43 in diesem Buch porträtierten Objekte, erkennt man, dass der Individualismus in der gegenwärtigen Baukultur zunimmt. Wo oft bei individuellen Bauten die umgebende Kulturlandschaft mit ihrem eigenen Charakter vernachlässigt wird, gilt bei den ausgewählten Objekten: Zeitgemäßes Bauen ist zugleich auch regionales Bauen. Um regional zu bauen, werden auch regionale Materialien benötigt.

Die Verbindung von Tradition und Moderne ist die Paradedisziplin der aktuellen Architektur. Ziel ist die Einbettung charaktervoller Neubauten in eine lang gewachsene Natur- und Kulturlandschaft. Norbert Göttler, Bezirksheimatpfleger von Oberbayern, stellt 43 Objekte vor, die beispielhaft für die gelungene bauliche Vereinigung von Alt und Neu stehen. Neben denkmalgeschützten Bauten, denen neues Leben eingehaucht wurde, sind es vor allem die neu entstandenen Häuser, die zeigen, wie Elemente der ländlichen Baukunst aufgenommen und modern interpretiert wurden. Die Fotografien von Norbert Kiening bieten einen frischen, unverstellten Blick auf diese Architektur.