Bayerische Geschichte(n), 18/2015: Vom „Bauernnest“ zur Musikstadt
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein echtes Münchner Kindl war der berühmte Komponist Richard Strauss, der am Altheimer Eck 16, direkt in der Münchner Altstadt am 11. Juni 1864 das Licht der Welt erblickte. Sein Vater Franz Strauss, Hornist im Hoforchester, und seine Mutter Josephine, die aus der Bierbrauer-Dynastie Pschorr stammte, förderten den kleinen Richard schon früh bei seinen musikalischen Aktivitäten. Jahre später, als Strauss bereits ein international erfolgreicher Dirigent und Komponist war, verließ er seine Heimatstadt mit den Worten: „Öder Sumpf, Biersumpf überall…“. München war für ihn im Vergleich zur weiten Welt ein „Bauernnest“ voller konservativer und „trottelhafter Rüpel“ geworden. Nichtsdestotrotz wurde 1962 von Hans Zimmer in der Neuhauser Straße ein Brunnen zu Strauss’ Gedenken errichtet. Die Säule des Brunnens ist mit Szenen aus seiner Oper „Salome“ verziert.
Ein Ort in München sticht besonders heraus, da er zwei Musiker verbindet, die unterschiedlicher nicht sein könnten: der Promenadeplatz. Gegenüber vom Hotel „Bayerischer Hof“ findet man eine Statue des Komponisten Orlando di Lasso, der zur Zeit der Renaissance über vierzig Jahre lang in München lebte und dort die Hofkapelle leitete. Die Statue wurde auf persönlichen Wunsch von König Ludwig I. errichtet, der Lasso damit ein nachträgliches Denkmal setzte. Seit 2009 hat die Statue neue Berühmtheit erlangt – sie wurde zum Pilgerort für Michael-Jackson-Anhänger. Da der „King of Pop“ bei seinen Münchner-Auftritten immer im „Bayerischen Hof“ übernachtete, machten zahlreiche Fans nach seinem Tod das Denkmal von Orlando di Lasso kurzerhand zu einem „Jackson-Memorial“. Die Statue wird seitdem mit Postern, Bildern, Kerzen und stets frischen Blumen geschmückt und verbindet somit Pop-Musik mit der Musik der Renaissance.
Ein weiterer deutscher Komponist, der in München seine Spuren hinterlassen hat, ist Karl Amadeus Hartmann. Er wurde 1905 geboren, erlebte die Machtergreifung der Nationalsozialisten mit und führte seine Stücke während des Krieges hauptsächlich im Ausland auf. Einige dieser Werke widmete er den Kriegs-Opfern. Hartmann ist vor allem auch durch die Konzertreihe „musica viva“ bekannt, die er 1945 ins Leben rief. Sie wird seit 1949 vom Bayerischen Rundfunk veranstaltet und gilt als eine der bedeutendsten Konzertreihen der zeitgenössischen Musik. Der Schwerpunkt der „musica viva“ liegt auf der Orchestermusik. Wer sich für Hartmanns Leben und Wirken interessiert, kann im Untergeschoss seines ehemaligen Wohnhauses in der Franz-Joseph-Straße 20 eine Dauerausstellung besuchen.
Im neuen München-Mini „Musikalisches München“ lädt die Musikwissenschaftlerin und Historikerin Marlies Lüpke zu einem musikalischen Rundgang durch die bayerische Landeshauptstadt ein – einem unterhaltsamen und informativen Streifzug durch fünf klingenden Jahrhunderte.