Bayerische Geschichte(n), 15/2019 – und EINLADUNG: Von schillernden Seefräulein und wilden Wassermännern

Liebe Leserin, lieber Leser,

Erika Eichenseer hat sich längst als große Kennerin und vor allem Erzählerin bayerischer Märchen, Sagen und Legenden einen Namen gemacht. Und sie wird nicht müde, den lange verschollenen, von ihr wiederentdeckten Schatz an alten Geschichten aus der Sammlung Franz Xaver von Schönwerths bekannt zu machen. Eben ist der vierte Band ihrer Märchenbuchreihe erschienen: 30 poetische, lustige, anregende und im wahrsten Sinne tiefgründige Erzählungen von schillernden Seefräulein und wilden Wassermännern, von versunkenen Schlössern und Schiffen auf ungewisser Fahrt. Die farbigen Illustrationen des Künstlers Engelbert Süß strahlen dazu im schönsten bayerischen Blau.

Eine bayerische Nixe hebt ihren Schatz. (Beide Illustrationen: Engelbert Süß)

In Bayern hat das Wasser viele Facetten: die tiefen Seen, die breiten Ströme, die sprudelnden Gebirgsbäche und schwarzen Moore. Sie alle werden in Märchen und Sagen von einer ganzen Reihe fantastischer Wesen bevölkert, die – genau wie ihr Element, das Wasser – äußerst wandelbare Charaktere sind. Die vielen Wasserfräulein zum Beispiel sind liebreizende Geschöpfe und singen mit glasklaren Stimmen die schönsten Melodien. Doch wehe, wenn sie in Zorn und Enttäuschung die Wogen selbst des kleinsten Teichs so hoch aufpeitschen, dass sie ganze Landstriche damit überfluten! Freigiebig schenken sie ihre Schätze den Menschenkindern, die ihnen gefallen, aber folgt man ihnen in ihre blau-grünen Hallen, spielt einem die Zeit einen fürchterlichen Streich – denn taucht man auf, sind viele Jahrzehnte vergangen und man erkennt die Welt kaum wieder.

Weltweit haben Menschen, die am Wasser leben, eine besondere Beziehung zu diesem Element. Sie respektieren es, fürchten es bisweilen sogar und doch ist ihre Liebe zum spielerischen Nass ungebrochen. Ganz zusammenkommen können wir Landbewohner mit den Wesen der Tiefe aber bei aller Zuneigung nicht. Denn unsere Zeit ist endlich, während das Leben der Nixen, Froschmänner und Wasserzwerge, wenn sie es geschickt anstellen, Hunderte, ja Tausende von Jahren dauern kann. Außerdem bekommt auch die innigste Freundschaft zu einem Wassermann Risse, wenn der mit einem Mal anfängt, jeden Abend ins Haus zu spazieren, als wäre es sein eigenes, und aufzukochen, bis durch jedes Zimmer dicker Bratenduft zieht. Wenn der Wassermann sein Essen wenigstens mit dem Hausherrn, einem armen, kleinen Müller, geteilt hätte! Aber nein, alles fraß er allein zusammen. Wie der Müller diesen dreisten Hausgast wieder losgeworden ist, das muss nun allerdings selbst nachgelesen werden …

 

Am 12. November 2019, ab 18:30 Uhr, stellt Erika Eichenseer ihr frisch erschienenes Märchenbuch „Die goldene Schuppe“ im Volk Verlag vor (Neumarkter Straße 23, 81673 München). Im Rahmen unseres neuen Kulturformats nimmt sie Platz im „Kaminzimmer“, erweckt die schönsten Sagentexte in der Nacherzählung zu neuem Leben und plaudert aus dem Nähkästchen einer Herausgeberin und Autorin. Musikalisch wird sie von Evi Strehl an der Zither und Elmar Brantl an der Gitarre begleitet. Zur Buchpremiere sind Sie, Ihre Familie und Freunde herzlich eingeladen! Wir freuen uns über ihre Anmeldung unter der E-Mail: kontakt@volkverlag.de. Oder telefonisch: 089/420 79 69 80.