Bayerische Geschichte(n), 13/2019: Lügenlyrik, erfundene Heilige und die ewige „Mingamietmisere“

„Dort angekommen zündete ich mit einem Mondstrahl mein Pfeifchen an.“ (Linolschnitt von Klaus Eberlein)

Liebe Leserin, lieber Leser,

der 38. Jahrgang des „Bayerischen Hausbuchs“ führt mit seiner bunten, spannenden Mischung aus Kurzgeschichten, Essays, Gedichten, historischen Einblicken, Romanauszügen und Anekdoten tief hinein in den bayerischen Literaturkosmos. Dazu nehmen sich die Turmschreiberinnen und -schreiber in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum gemeinsam zur Brust: Der 300. Geburtstag von Lügenbaron Münchhausen wird mit einem ganzen Kapitel voll charmanter „Lügenlyrik“ gefeiert. Da erzählt Helmut Eckl vom „Schwachmathicus“, Gerald Huber behauptet, dass „alle Bayern lügen“, Tanja Kinkel hat es mit unfassbar dreisten „Plagiaten“ zu tun und man staunt, wie es Klaus Eberlein bei seinem „Mondabenteuer“ mit Sultan und chinesischen Raumschiffen wieder heil zur Erde zurückschafft.

 

Uwe-Michael Gutzschhahn spinnt seine feinen Wortnetze rund um den Mond, um nächtliche Geister, das alte Meer und einen Brief, der auf schier unzähligen Wegen seine Empfängerin findet (Foto: Miriam G. Möllers, Berlin).

Als bayerischer Autor mit Ambitionen auf einen Platz unter den Münchner Turmschreibern muss man Geduld haben. Eine Bewerbung hat nämlich wenig Aussicht auf Erfolg, neue Mitglieder werden ausschließlich berufen. Dieses Jahr gibt es drei Glückliche, die sich über ihre Aufnahme freuen: Mit Andreas Martin Hofmeir verstärkt ein Musiker (ehemals LaBrassBanda) und Kabarettist die Künstlertruppe, der auf den Kleinkunstbühnen der Welt ebenso zu Hause ist wie als Professor am Salzburger Mozarteum. Katharina Lang hat sich als Bloggerin, Poetry Slammerin und Autorin für Funk (Bayern 2) und Fernsehen (BR, „Dahoam is Dahoam“) einen Namen gemacht und kann nicht nur über die ewige Wohnungsnot in München – die „Mingamietmisere“ – ein amüsantes Lied singen. Der für seine Arbeit im Bereich Kinder- und Jugendliteratur vielfach ausgezeichnete Autor und Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn ist mit wundervoll inspirierender Poesie im „Hausbuch 2020“ vertreten.

Kunstprofessor Rudi Seitz schuf dieses Bild des heiligen Cucino, Helfer in der lukullischen Not und bei verbrannter „Ente in Rotwein“; hier stilecht mit Kochlöffel in der Rechten und Weinglas in der Linken abgebildet.

Da wollen die „altgedienten“ Turmschreiberinnen und -schreiber natürlich nicht zurückstehen: Thomas Grasberger lässt seine Reime um grauenhafte runde Geburtstage, Ehedramen und die „Wehklage eines alten Bauern bei der Heuernte“ tanzen, bevor er seinem „verehrten (Minister-)Präsidenten“ den Marsch bläst – aber „hochachtungsvoll“! Michaela Karl erinnert an Zenzl Mühsam, den „bayerischen Dickkopf mit dem Mut einer Löwin“, die an der Seite ihres Mannes Erich Mühsam für die Münchner Räterepublik kämpfte. Maria Peschek gibt in ihren Kabarett-Sketchen dem ganzen Wahnsinn des urkomischen bayerisch-menschlichen Zusammenlebens eine Bühne, aber den Vogel schießt in diesem Jahr wohl Alfons Schweiggert ab, der mir nichts, dir nichts einen katholischen Heiligen erfindet: San Cucino, Schutzpatron aller Köche, Feinschmecker, Vollblutgenießer, Weinverkoster und zutiefst bayerischer Biergourmets.

Die Schriftstellervereinigung Münchner Turmschreiber veröffentlicht den 38. Jahrgang ihrer Anthologie: „Das Bayerische Hausbuch auf das Jahr 2020“. 34 Autorinnen und Autoren – sie alle zählen zu den besten bayerischen Literaten, Historikern, Journalisten, Kunst- und Kulturschaffenden – sind diesmal mit dabei, unterstützt von den Illustrationen und Linolschnitten der Künstler Franz Eder und Klaus Eberlein. Ein bayerisches Lesevergnügen, das seinesgleichen sucht.

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