Bayerische Geschichte(n), 09/2016: Badevergnügen anno dazumal

Das Steinerbad – hier auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1902 – war bei den Münchner Ausflüglern besonders beliebt. (Fotos: Sammlung Bernhard Möllmann)
Das Steinerbad – hier auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1902 – war bei den Münchner Ausflüglern besonders beliebt. (Fotos: Sammlung Bernhard Möllmann)

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Zeitalter der Aufklärung wurde auch die Medizin und damit die Vorstellung von Gesundheit und Hygiene reformiert. Empfohlen wurde jetzt Bewegung in der Natur, mit dem Fortschreiten der Industrialisierung auch der Aufenthalt an der „frischen Luft“. Wegen der zum Teil katastrophalen hygienischen Verhältnisse zog es die Städter in den Sommermonaten aufs Land. Auch das Baden im Freien kam in Mode. Im Fin de Siècle fand der Münchner im nahen Pasing alles, was er suchte: gute Luft, schöne Spazierwege, den viel gerühmten „Segen des Lichts“ und die „baumumrauschten“ Würmbäder.

Das Steinerbad auf einer Postkarte aus dem Jahr 1901 – für die Werbung ein bisschen größer und ein bisschen eleganter als in der Realität.
Das Steinerbad auf einer Postkarte aus dem Jahr 1901 – für die Werbung ein bisschen größer und ein bisschen eleganter als in der Realität.

Gleich drei Badeanstalten warben mit „Schwimm- und Hüttenbädern“ um naturbegeisterte Gäste. Das Steinerbad war das größte, bekannteste und vornehmste der Pasinger Würmbäder. Es bestand bereits seit 1855, im Jahr 1872 hatte Joachim Steiner es erworben und umfänglich erneuern lassen. Seit 1891 gab es auch ein Restaurationsgebäude, das als „Kurhaus“ bezeichnet wurde und neben dem eleganten Restaurant auch Gesellschaftsräume und 26 Fremdenzimmer bot. Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1901 warb Georg Völkl auch mit seinem schnauzbärtig-jovialen Konterfei als „Baumeister und Besitzer“ des Steinerbads.

Die Rossschwemme an der Würmbrücke 1911 auf einer Fotografie aus dem Kunstverlag „Heimat“ – im 1905 zur Stadt erhobenen Pasing eine Erinnerung an das dörfliche Leben.
Die Rossschwemme an der Würmbrücke 1911 auf einer Fotografie aus dem Kunstverlag „Heimat“ – im 1905 zur Stadt erhobenen Pasing eine Erinnerung an das dörfliche Leben.

Auch im Reichlbad, 1875 zunächst als kleine Anlage eröffnet und 1891 durch den pensionierten Major Franz Reichl ausgebaut, war für jeglichen Komfort der Badegäste gesorgt. Insbesondere bei den Damen waren die „Hüttenbäder“ beliebt: kleine Holzhäuschen über der Wasserfläche, die ein unbeobachtetes Eintauchen ins erfrischende Nass ermöglichten. Neben der Johanneskapelle nördlich der Landsberger Brücke gab es um die Jahrhundertwende noch ein drittes Freibad, Johannesbad genannt. Ein Badevergnügen ganz anderer Art bot sich an der Rossschwemme, schon damals ein Relikt aus dem dörflichen Pasing: Junge Burschen durften hier an heißen Sommertagen die Pferde ins Wasser reiten – natürlich zur allgemeinen Belustigung der Umstehenden.

In seinem Buch „Pasing. Vom Dorf – zur – Stadt – zum Stadtteil“ zeigt Bernhard Möllmann eine große Auswahl aus seiner umfangreichen Sammlung von historischen Ansichtskarten mit Pasinger Motiven. Ergänzt durch Fotografien, Druckgrafiken und erläuternde Texte hat er sie zu einem Rundgang durch das alte Pasing angeordnet.

  • Pasing
    ISBN: 978-3-86222-173-8
    29,90