Bayerische Geschichte(n), 04/2016: So oder so ähnlich könnte es gewesen sein

So stellt sich der Zeichner Peter Puck Herzog Wilhelm IV. bei der Unterzeichnung des Reinheitsgebots vor.
So stellt sich der Zeichner Peter Puck Herzog Wilhelm IV. bei der Unterzeichnung des Reinheitsgebots vor.

Liebe Leserin, lieber Leser,

das haben Bayern und die Welt nun davon. „Streich Er alles ab ,Hopfen‘!“, soll  Herzog Wilhelm IV. seinerzeit gesagt haben, als man ihm den ersten Entwurf für das später als Reinheitsgebot berühmt gewordene Gesetz vortrug. Eine frisch eingeschenkte Maß hielt er, gemütlich in seinem Thron sitzend, schon in der Hand. Vielleicht war er einfach sehr durstig und deshalb ungeduldig. Vielleicht war ihm aber auch die lange Zutatenliste nicht geheuer. „Und jetzt schleich di!“, fügte er jedenfalls noch hinzu. An jenem 23. April 1516 auf dem Landtag zu Ingolstadt war noch keineswegs abzusehen, dass dieses neue Gesetz sozusagen für die Ewigkeit geschaffen worden war und als Gründungsurkunde der bayerischen Braukunst in die Geschichte eingehen sollte.

So oder so ähnlich könnte es vor der Unterzeichnung des Reinheitsgebots gewesen sein – glaubt zumindest Frank Cmuchal.
So oder so ähnlich könnte es vor der Unterzeichnung des Reinheitsgebots gewesen sein – glaubt zumindest Frank Cmuchal.

Das Gesetz von 1516 – von Wilhelms Räten in Abstimmung mit den Landständen ausgearbeitet – bestimmte erstmals feste Brauzeiten, eine Obergrenze für den Bierpreis und vor allem die Beschränkung auf „allein Gerste, Hopfen und Wasser“, die drei „reinen“ Zutaten, aus denen fortan überall in Bayern bestes Bier gebraut werden sollte. Bis dahin hatte man als „Geschmacksverstärker“ hochgiftige Zutaten wie Bilsenkraut, aber auch Körperteile von Gehenkten verwendet. Das Reinheitsgebot sollte aber nicht nur der zuhauf praktizierten, nicht selten lebensgefährlichen Bierpantscherei ein Ende setzen, es war auch ein politisches Signal: Nach der Vereinigung der beiden Teilherzogtümer unter Albrecht IV. stand diese erste gesamtbayerische Landesverordnung für die wiedererlangte Einheit.

„Die einzig wirklich wahre G'schicht wie Carl Linde die Kältemaschine erfunden hat“ erzählt Michael Kaintoch alias „TAZ“.
„Die einzig wirklich wahre G’schicht wie Carl Linde die Kältemaschine erfunden hat“ erzählt Michael Kaintoch alias „TAZ“.

Die Geschichte des Biers beginnt aber nicht erst vor 500 Jahren, sondern um „kurz vor fünf im alten Mesopotamien“, als bei der Herstellung des guten Spuckebiers versehentlich ein Laib Brot in den Krug fiel. In diesem Buch haben auch Aristoteles und Dionysos einen Auftritt – oder besser gesagt einen Absturz. Auch Carl von Linde und Louis Pasteur sind mit von der Partie. Bier ist Politikum, Fastenspeise oder „finaler Schluck“, bahnbrechende Erfindung oder schützenswertes Kulturgut.  In geringen Dosen wirkt es als Liebestrank, im Übermaß genossen hat es eher eine gegenteilige Wirkung. Für Kinder ist es jedenfalls nichts – und auch dieser Comic ist übrigens nicht ganz jugendfrei.

„Bier. Alles über den Durst“ heißt das von der Münchner Comic-Vereinigung Comicaze e.V. herausgegebene Buch: Auf fast 180 Seiten versammelt es Comics, Cartoons und Zeichnungen rund ums Bier. Unter den 45 beteiligten Comic-Künstlern finden sich nationale und internationale Größen der Szene wie Peter Puck, Dieter Hanitzsch, Tom Bunk, Bryan Talbot und noch viele andere.