Bayerische Geschichten, 02/2021: Karteln mit dem Boandlkramer

Liebe Leserin, lieber Leser,

Armin Stockerer als Brandner Kaspar und Andreas Bittl als Boandlkramer (Fotos: Sebastian C. Hoffmann)

die Erzählung vom Brandner Kaspar ist beinahe 150 Jahre alt: Der berühmte Franz von Kobell hörte die Geschichte um 1850 in den Gaststuben und Wirtshäusern ganz Bayerns – und schrieb sie nieder. Mehrere Theaterfassungen und Verfilmungen machten den widerspenstigen, blitzgescheiten Helden, der den Tod mit Kartenspiel und Kerschgeist überlistet, weit über Bayern hinaus bekannt. Der Komponist Christian Auer, der Autor Karl-Heinz Hummel sowie der Regisseur und Co-Autor Thomas Stammberger legen nun mit dem Hörbuch zu ihrem bayerischen Singspiel eine Version vor, die den bekannten und beliebten Stoff musikalisch aufarbeitet.

Unterstützung aus der Zwischenwelt: Andreas Bittl als Boandlkramer, Anna Veit als Hexe Trud, Maria Helgath als Wetterhex und Judith Peres als Hexe Rockadirl

Die Zeit vom Brandner Kaspar auf Erden ist abgelaufen, denn „es ist aufgesetzet, von ganz ganz oben“, so der Boandlkramer – der Tod, der den alten Schlosser, Büchsenmacher und Jäger aus seinem Häuschen am Tegernsee holen und ins Jenseits führen will. Doch dem Brandner Kaspar gefällt es noch viel zu gut in seinem Bayern und außerdem ist sein Vater 90 Jahre alt geworden; erst wenn er selbst dieses biblische Alter auf dem Buckel habe, könne der Boandlkramer wiederkommen. Der – „zaundürr, dass er grad klappert hat“, blutleer und hohläugig – lässt aber nicht mit sich reden. Eine List muss her: Geschickt wird der selbstgebrannte „Kerschgeist“ in großzügigen Mengen zum Einsatz gebracht, dann kartelt der Brandner Kaspar um sein Leben.

Das Ensemble beim Dorftanz

Der schlitzohrige Held gewinnt. Doch durch die Niederlage des Boandlkramer ist die himmlische Ordnung aus den Fugen geraten – und Petrus versteht hier keinen Spaß. Holen soll der Boandlkramer den dreimal verfluchten Brandner Kaspar: „Wie auch immer!“  Allein kommt der düpierte Sensenmann jedoch nicht mehr weiter. Das Rockadirl, die Wetterhex und die Trud, drei im wahrsten Sinne des Wortes „wuide Weiber“ aus der Zwischenwelt, sollen helfen, den widerspenstigen Bayer mürbe zu machen. Beim Dorftanz geben sie ihr Bestes: Das Rockadirl braut einen Trank, der die Männer „übermütig und narrisch“ werden lässt, während die Wetterhex schwefelgrüne Wolken für die ordentliche Drohkulisse heraufbeschwört. Was es jedoch ist, das den Brandner Kaspar zuletzt bewegt, den „höheren Mächten“ nachzugeben? – Am besten hören Sie es selbst.

Das Hörbuch zur Geschichte vom Brandner Kaspar vereint Teile des Originaltexts von Kobell mit modern adaptierten, neuen Texten sowie eigens komponierten Songs: ein bayerisches Singspiel, alpenländisch-fantastisch, mit Komik und Sinn für das Mystische und Übersinnliche. Text und Gesang wechseln sich ab und verhandeln unter der komödiantischen Oberfläche die universelle letzte Frage: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja: Ist es das Sterben wert?