Münchner Geschichte(n)12/12: Vom Eier- und Kräutlmarkt zum Genießer-Hotspot

Liebe Leserin, lieber Leser,
Liesl Karlstadt blickt von ihrem Brunnen auf den geschäftigen Marktbetrieb rings umher

sind Sie auf ihrer wöchentlichen Einkaufstour schon einmal einer berühmten Persönlichkeit begegnet? Oder vielleicht gar gleich sechs Münchner Originalen? Bei einem Spaziergang über den Viktualienmarkt treffen Sie sie ganz sicher: Die Volksschauspielerinnen Elise Aulinger und Ida Schumacher, das genialische Komikerduo Liesl Karlstadt und Karl Valentin, den Roider Jackl und den Weiss Ferdl, die wohl bekanntesten bayerischen Volkssänger. Zugegeben: alle in Bronze gegossen. Doch verleihen sie dem Treiben eine Atmosphäre, die neben dem alltäglichen Trubel rund um die ,Standl‘ einen Hauch der bewegten Vergangenheit des Viktualienmarkts in die heutige Zeit trägt.

 

Der Viktualienmarkt im Jahr 1884. Gut zu erkennen sind die mittlerweile fest installierten Holzbuden (Stadtarchiv München)

Das Markttreiben in der Münchner Altstadt konzentrierte sich im Mittelalter zunächst auf den Marienplatz, seit 1296 offiziell als ,Schranne‘ bezeichnet, da sich dort der größte Getreidemarkt Südbayerns etablierte. Die Bauern aus dem Umland zogen mit Eiern, Milch, Butter, Käse und Gemüse auf die Schranne, um zwischen den Getreidehändlern ihre Waren aus Körben und Karren unter die Leut‘ zu bringen. Die umliegenden Straßen waren an Markttagen oft hoffnungslos verstopft. Im Jahr 1807 machte König Max I. Josef den chaotischen Zuständen ein Ende und ließ den Markt großräumig auf das heutige Areal zwischen Heilig-Geist-Kirche und Frauenstraße verlegen – die Geburtsstunde des heutigen Viktualienmarkts.

Ein Gemüsestand um die Jahrhundertwende (Stadtarchiv München)

Doch war der neue Markt immer wieder bedrohlichen Gefahren ausgesetzt: 1851 und 1853 zerstörten zwei verheerende Isar-Hochwasser das gesamte Gelände, sodass anschließend eine grundlegende Sanierung des Platzes dringend nötig war. Beharrlich überstand der Viktualienmarkt die Krisenzeiten des frühen 20. Jahrhunderts, den Ersten Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise der zwanziger Jahre und die folgende Inflation, bis 1944 alle Standln dem Bombenhagel der Alliierten zum Opfer fielen.

 

Nach dem Krieg entwickelte sich das Marktangebot zu einer breit gefächerten Vielfalt an exotischen Waren und regionalen Produkten.

Heute verzaubert der bekannteste Markt Deutschlands mehr denn je mit seinem erlesenen Angebot die Sinne der Einheimischen und der ,Zuag’roasten‘. Im München-Mini: Viktualienmarkt nimmt Sie Alexander Langenmaier mit auf einen ebenso informativen wie schmackhaften Rundgang zu den historischen Stationen und den modernen Annehmlichkeiten des Viktualienmarkts, ohne den München schlichtweg undenkbar wäre.

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