Die Rotfärbung des Bodensees
Am 26. Februar 1959 entdeckte ein Aufseher in der Alten Pinakothek etwas Merkwürdiges: Auf einem der Gemälde im Rubenssaal klebte eine geleeartige Masse. Er schlug Alarm, das Bild wurde untersucht. Doch bis die Experten herausgefunden hatten, um was es sich da genau handelte, war es bereits zu spät. Die acetonhaltige Säure, denn eben das stellte die Masse dar, hatte sich schon bis zur Grundierung gefressen. Über eine Millionen Mark hatten sich damit im wahrsten Sinne des Wortes einfach aufgelöst.
Natürlich wurde sofort panisch nach dem Täter gesucht – ohne Erfolg. Aus dem Museum war er längst geflohen. Gefasst wurde der Täter aber trotzdem. Inzwischen waren nämlich Eilbriefe bei einigen Münchner Zeitungsredaktionen eingetroffen. In diesen stand, nicht gerade fehlerfrei: Er, Walther M., werde, weil er alle anderen Mittel ausgeschöpft hat, einem explosionsartigen Ausbruch seines Geistes durch einen Säureanschlag Ausdruck verleihen. Nun war es nicht mehr schwer, den Täter zu ermitteln. Der revolutionäre Schriftsteller Walther Menzl hatte eigentlich vorgehabt, den Bodensee rot zu färben, um auf seine Ideen aufmerksam zu machen. Schließlich hatte er sich dann aber doch auf die Zerstörung eines Kunstwerks verlegt. Das Resultat waren drei Jahren Haft.
Der Zweite Weltkrieg hat vieles zerstört. Auch die Kunst- und Kulturszenen waren betroffen. München, zuvor weltoffene Kunstmetropole, musste hart dafür arbeiten, diesen Status zurückzuerlangen. In „Die befreite Muse: Münchner Kunstszenen ab 1945“ wird der Wiederaufstieg der Landeshauptstadt Schritt für Schritt konstruiert.