Bayerische Hochzeit unter Beschuss

Stieler_BöllerAusgelassen und voller Vorfreude blicken die Jungen und Mädchen auf die beiden älteren Herren, die mit Handböller und Kanone Schüsse in die Luft jagen. Fast unangebracht erscheint das laute Treiben, wenn man bedenkt, dass weiter hinten im Bild eine Gruppe von Menschen in die Dorfkapelle einzieht. Doch im Jahr 1882, als Karl Stieler dieses Bild schuf, war diese Art von Brauchtum gang und gäbe: Zu sehen ist eine Hochzeitsgesellschaft, die von den Böllerschüssen auf dem Kirchenzug begleitet wird. Wie auch das geräuschvolle Geschirrzerschlagen am Polterabend sollten die lauten Schüsse böse Geister vom Brautpaar fernhalten und den beiden eine glückliche Zukunft sichern.

Die bayerische Obrigkeit versucht seit Jahrhunderten, das sogenannte Böllern wegen der vermeintlichen Lärmbelästigung zu verbieten – nichtsdestotrotz erfreut sich das Hochzeitsschießen bis heute enormer Beliebtheit. Es ist eben schwer, eine Tradition, mit der die Menschen derart gute und friedliche Wünsche übermitteln, einfach abzuschaffen.

In „Unter die Haube gebracht“ befasst sich Martina Sepp nicht nur mit verbotenem Hochzeitsbrauchtum, sondern beantwortet auch alle anderen Fragen rund um die Kultur der bayerischen Eheschließung. Wie war das mit der Mitgift? Was gab die Speisekarte her? Gibt es noch Brautentführungen? Und was ist eine Bettelhochzeit? Mit zahlreichen Bildern und Erzählungen entführt die Autorin auf eine Reise durch die Geschichte, in der sich alles um „den glücklichsten Tag im Leben“ dreht.