PI: Trommler und Pfeifer
Ein „säuisch Spiel“, bei dem „die Säu mehrer gelten als ein König“, schimpfte der wortgewaltige Barockprediger Abraham a Santa Clara im ausgehenden 17. Jahrhundert. Wie die Sau auf die früher als „Daus“ bezeichnete Spielkarte kam und wie aus dem – ursprünglich als Trostpflaster abgebildeten – Borstentier auf dem bescheidenen Zweier die stichgewaltige „Sau“ im altbayerischen Kartenspiel wurde: Das und noch vieles mehr erklärt Manfred Hausler in seinem längst zum Standardwerk gewordenen Buch „Trommler und Pfeifer“. Jetzt ist es in einer sorgfältig überarbeiteten Neuauflage endlich wieder erhältlich.
Altbayern ist das Mutterland aller heute noch verwendeten regionalen deutschen Spielkarten zwischen der deutsch-italienischen Sprachgrenze in Südtirol und dem Main, zwischen Bregenz und Prag. Von den ersten Zeugnissen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis heute wird die Entwicklung der bayerischen Spielkarten und die der bedeutenden Nebenlinien in Franken, Böhmen und Tirol aufgezeigt – dass sogar im russischen Sankt Petersburg einst bayerische Spielkarten für den Gebrauch im Herzogtum Warschau gedruckt wurden, dürften nur die wenigsten wissen.
Manfred Hausler ist Mitglied der International Playing-Card Society in London, er gehört dem österreichisch-ungarischen Spielkartenverein Talon an und ist einer der Gründer der deutschen Spielkartengesellschaft BubeDameKönig in Berlin. Er selbst hat eine große Sammlung historischer Karten zusammengetragen und gilt in Fachkreisen als „Papst der bayerischen Spielkarten“. Als Ergebnis von drei Jahrzehnten Forschungsarbeit erschien 2010 sein Buch, das die Geschichte der bayerischen Spielkarten wissenschaftlich fundiert, aber allgemeinverständlich aufbereitet darstellt. Es ist gleichermaßen Nachschlagewerk für Sammler und Wissenschaftler wie unterhaltsame Einführung für Laien. Ein zweiseitiger Stammbaum ermöglicht einen schnellen Überblick.