PI: Sagen aus Bayern
Hexen, Heilige und Halunken bevölkern die bayerische Sagenwelt: In Regensburg ging einst die „dicke Agnes“ um und in Bamberg eine „böse Müllerin“, auf der Narrentreppe in der Burg Trausnitz konnte man einem Gespenst mit roter Gugel und Schellenläuten begegnen, die Weilheimer mussten sich wie die Schildbürger derben Spott gefallen lassen, der Münchner Schäfflertanz hat ebenso wie das Kloster Tegernsee und überhaupt das Herzogtum Bayern einen sagenhaften Ursprung.
Anders als die berühmten Brüder Grimm, die von Hessen aus Märchen und Sagen sammelten, ist Alexander Schöppner, der große Sagensammler aus Bayern, heute beinahe in Vergessenheit geraten. In seinem kurzen Leben – von 1820 bis 1860 – stellte der Priester, Pädagoge und Schriftsteller eine Sammlung von mehr als tausend bayerischen Sagen in drei Bänden zusammen, die er unter dem Pseudonym Johannes Einsiedel 1852/53 erstmals in München veröffentlichte. Schöppner beschränkte sich in seiner Sammelleidenschaft auf das Königreich Bayern, wie es zu seinen Lebzeiten bestand, und verortete die Sagen dementsprechend in Franken, Bayerisch-Schwaben und Altbayern.
Für das Buch „Sagen aus Bayern. Von Hexen, Heiligen und Halunken“ hat Paul Fenzl, auch er Pädagoge, Schriftsteller und leidenschaftlicher Sagensammler, die schönsten, kraftvollsten und originellsten Stücke aus Schöppners Erbe in einem Band zusammengefasst, nach Regionen geordnet und kommentiert. Entstanden ist ein prächtiges Lesebuch voller Spuk, Aberglaube und Wunder. Die detaillierten regionalen Verortungen, die kurzen Hintergrundtexte zum historischen Kern und die Erläuterung alter, kaum mehr gebräuchlicher Begriffe machen es aber auch zu einem hilfreichen Nachschlagewerk.