PI: Jüdisches München
Weil gläubige Juden am Sabbat außer Haus keine Gegenstände transportieren dürfen, trugen am Samstag die Nachbarskinder dem kleinen Lion und den anderen Sprößlingen der Familie Feuchtwanger den Schulranzen in die Schule. Als Gegenleistung erhielten sie ein Mittagessen im Haus der Feuchtwangers am St.-Anna-Platz im Lehel. Um die Sabbatruhe zu wahren und gleichzeitig die Produktion weiterlaufen zu lassen, soll Sigmund Feuchtwanger sogar jeden Freitag seine Margarinefabrik für eine symbolische Mark an den christlichen Geschäftsführer verkauft und am Montagmorgen zurückgekauft haben.
Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der Dichter Heinrich Heine und der Dirigent Hermann Levi, Bayerns erster Ministerpräsident Kurt Eisner, Münchens erste Abiturientin Katia Pringsheim, Deutschlands erste Ärztin Rahel Straus und die große Schauspielerin Therese Giehse: Sie alle waren jüdischer Herkunft und sie alle haben zu einer kulturellen Blütezeit jüdischer Präsenz im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts beigetragen. Der neue München-Mini „Jüdisches München“ führt auf zwei verschiedenen Spaziergängen auf den Spuren jüdischen Lebens durch die Münchner Innenstadt und den Stadtteil Lehel. Ausgehend von den mittelalterlichen Anfängen stellen die erfahrenen Stadtführerinnen Elvira Bittner und Rita Steininger die jüdische Geschichte Münchens im Lauf der Jahrhunderte bis zur Verfolgung im Nationalsozialismus dar.
Reiseführer für die bayerische Landeshauptstadt gibt es viele – die München-Minis jedoch bestechen durch ihr handliches Format und ihr Konzept als Themenführung für Touristen wie Einheimische: Sie bieten kompakt aufbereitete Informationen und erzählen Geschichte am Ort ihres Geschehens, sie laden zu kleinen Abstechern auf unbekanntes Terrain ein, verraten besondere Tipps von Insidern und gute Adressen am Wegesrand.