PI: Ein Dorf im Nationalsozialismus. Pöcking 1930-1950
Marita Krauss und Erich Kasberger eröffnen mit ihrer Geschichte Pöckings neue Perspektiven auf das Wirken des Nationalsozialismus in einer Dorfgesellschaft. Bisher einzigartig ist ihre Analyse von über 12.000 Entnazifizierungs-Meldebögen im Stadt-Land-Vergleich, die den NS-Organisationsgrad der Bevölkerung erstmals gesichert nachweist. Diese Dorfstudie ist nicht zuletzt damit weit überregional von Bedeutung.
Pöcking am Starnberger See war im „Dritten Reich“ viel mehr als ein Bauerndorf: Hier lebten neben Landwirten und Handwerkern auch die Besitzer großer Villen, die eng in die Welt des Nationalsozialismus eingebunden waren. Es fielen am Land zwar keine Bomben, doch der Krieg kam ins Dorf, als das „Sisischloss“ Possenhofen und seine Schlosswiese erst zu einem militärischen Ausbildungszentrum, dann zum Lazarettdorf und zuletzt zum Flüchtlingslager wurden. Auch drei KZ-Aufseher, darunter der „Henker von Buchenwald“, lebten dort zunächst unerkannt. Im Mai 1945 übernahmen, was weitgehend unbekannt ist, vor den Amerikanern drei Wochen die Franzosen das Regiment.
Der Blick auf Pöcking mit seinen Nachbardörfern Aschering und Maising zeigt die lokalen Handlungs-spielräume und Konfliktlinien, den Kampf um Straße und Wirtshaus, die Wirkungen der Mobilisierung, die Skepsis der Bauern und das Überleben von Juden.