Presseecho: „Karrieren unterm Hakenkreuz“
Süddeutsche Zeitung vom 21. Dezember 2010: „Karrieren unterm Hakenkreuz“
„In 17 Kapiteln zeichnen [Herausgeberin] Krauss und ihr Autorenteam die Karrieren Münchner Aufsteiger der NS-Zeit nach und schildern, wie es nach dem Kriegsende 1945 mit ihnen weitergegangen ist. Dabei gibt zu denken, schreibt Krauss, ‚wenn vor allem die Akademiker nach 1945 ihre Laufbahn fortsetzen konnten oder zumindest in qualifizierter Arbeit Fuß fassten.‘ […] Eine ganze Reihe dieser NS-Karrieren lassen die Autoren in den gut recherchierten Beiträgen Revue passieren. Ob sie nun Franz Xaver Ritter von Epp heißen, Heinrich Eymer oder Hermann Pfannmüller – sie alle dienten dem NS-Regime, sei es als Politiker, als Mediziner oder Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Sie waren Profiteure der Skrupelosigkeit des nationalsozialistischen Staates, und sofern sie den Krieg überlebten, inszenierten sich viele von ihnen vor den Spruchkammern als zum Gehorsam verdammte Befehlsempfänger, wenn nicht gar als heimliche Widerstandskämpfer.
Besonders verdienstvoll sind die Beiträge zur Geschichte der Münchner Gestapo. Überraschend ist, dass in der Gestapozentrale nicht nur in der Wolle gefärbte Nazis arbeiteten, sondern auch Beamte wie der strenggläubige Katholik Benno Krammer, der Handlungsspielräume zugunsten der Abhängigen nutzte. In der Regel war es die Aussicht auf Karriere, die sowohl Akademiker wie den Münchner Gestapochef Oswald Schäfer als auch verkrachte Existenzen zur geheimen Staatspolizei trieb. Erich Kasberger kommt in seiner Untersuchung von 16 Täterbiographien zu dem Ergebnis: ‚Die Gestapozentrale im Wittelsbacher Palais an der Briennerstraße 50 entwickelte sich zum rechtsfreien Raum, das Büro zur Folterkammer. Wenn Handlungsspielräume genutzt wurden, dann selten aus Gründen der Menschlichkeit oder des Mitleids. Man wollte sich vielmehr missliebiger Fälle entledigen, Kollegen einen Gefallen erweisen oder sich vor ihnen nicht bloß stellen.'“