Newsletter 10/09: „München braucht Sozialdemokraten“

Liebe Leserin, lieber Leser,
nach jahrelangen SPD-internen Flügelkämpfen stand er 1978 nicht mehr als OB-Kandidat zur Verfügung: Georg „Schorsch“ Kronawitter, seit 1972 im Amt des Münchner Oberbürgermeisters, war die innerparteilichen Querelen leid. Prompt scheiterte der an seine Stelle getretene Max von Heckel in der OB-Wahl gegen Erich Kiesl; die CSU stellte damit erstmals seit 30 Jahren wieder den Münchner OB. Doch Kronawitter gab sich nicht geschlagen …
 Im OB-Wahlkampf 1972 noch voll im Einsatz - 1978 stand er nicht mehr zur Verfügung (Foto: Rudolf Branko Senior).
Im OB-Wahlkampf 1972 noch voll im Einsatz – 1978 stand er nicht mehr zur Verfügung (Foto: Rudolf Branko Senior).

Willy Brandt

Auf Tuchfühlung mit der Parteispitze: Georg Kronawitter neben Willy Brandt (Foto: Jens Funke).
„Kronawitter ante portas“ titelte 1979 geradezu prophetisch die Münchner Abendzeitung. Der Ex-OB ging dabei zielstrebig vor. So publizierte er in seinen Erinnerungen zugleich ein politisches Programm, mit dem er nicht nur für ein beträchtliches öffentliches Echo sorgte, sondern auch den seit dem Vorjahr propagierten innerparteilichen Frieden gefährdete. Der nächste Schritt: An der Parteibasis in Neuperlach begann Kronawitter 1979, Anhänger um sich zu scharen. Bei einem seiner Auftritte redete er so lange über die Gründe der Wahlniederlage, bis ihm das Wort entzogen wurde – womit er wieder Genossen auf seine Seite brachte. 1980 wurde er zum Vorsitzenden des Kreisverbands X gewählt.
Kronawitters Versuch, 1982 im Stimmkreis München-Nord für den Landtag zu kandidieren, konnte von seinen Gegnern nur dadurch vereitelt werden, dass 52 Neumitglieder – deren Aufnahme noch nicht einmal beschlossen war – gegen ihn stimmten und damit die Mehrheit „kippten“. Doch Kronawitter blieb im Gespräch. Noch im selben Jahr kündigte er sein Interesse an einer OB-Kandidatur an. Von möglichen Mitbewerbern lehnten einige ab, andere meldeten Vorbehalte an oder reagierten äußerst zurückhaltend. Alle Beteiligten schienen keinesfalls überzeugt von einem Wahlsieg der SPD. Letztlich standen drei OB-Bewerber zur Wahl: Klaus Hahnzog, Schmidt und Georg Kronawitter. Letzterer erreichte mit 123 von 239 Stimmen bei der Kandidaten-Kür bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Schorsch packts
„Schorsch packts“ – Georg Kronawitter macht das Sportabzeichen (Foto: Landeshauptstadt München, Statistisches Amt).

Georg Kronawitter 1984

Bei der OB-Wahl am 18. März 1984 lag Kronawitter bereits im ersten Wahlgang deutlich vor Kiesl, die Stichwahl fiel noch deutlicher zu seinen Gunsten aus. Georg Kronawitter schaffte das Comeback und blieb bis 1993 Münchner Oberbürgermeister.
Der strahlende Sieger: Kronawitter nach der gewonnenen OB-Wahl 1984 (Foto: Ulla Kalbhenn).