Münchner Geschichte(n) 3/2010: Alphabet der Schule

Liebe Leserin, lieber Leser,als Friedrich Wilhelm Thiersch – der als „Praeceptor Bavariae – Lehrer Bayerns “ in die Geschichte einging – am Abend des 28. Februar 1811 sein Haus in der Münchner Maxburggasse betreten wollte, wurde ihm hinterrücks ein Dolch in den Nacken gestoßen. Der Attentäter konnte unerkannt fliehen.
Der Philologe Friedrich Wilhelm Thiersch als junger Mann
(Foto: Wilhelmsgymnasium München).
Thiersch um 1879Friedrich Wilhelm Thiersch auf einem unsignierten Ölgemälde, das ca. 1870 entstanden ist (Foto: Bayerische Akademie der Wissenschaften, München). Möglicher Hintergrund des Attentats war der Konflikt zwischen einer Gruppe protestantischer Professoren aus dem Norden und den alteingesessenen, katholischen Vertretern der Zunft, deren fanatischer Anführer der Freiherr Johann Christoph von Aretin war. Der aus Kursachsen stammende Thiersch war schon bald nach seiner Ankunft in München zwischen die Fronten dieses Konflikts geraten und so richtete sich der Verdacht schnell gegen den Freiherrn von Aretin, dem aber bis heute keine Beteiligung am Attentat nachgewiesen werden konnte.
Die lebenslang andauernde Verbindung zwischen Thiersch und der Stadt München begann schon im Jahr 1809, als der Philologe als Professor an das städtische Gymnasium – das heutige Wilhelmsgymnasium – berufen wurde. Seit dem Attentat, das Thiersch verletzt überlebt hatte, widmete er sich vermehrt seinen Studien. In zahlreichen Schriften forderte er einen größeren Stellenwert der alten Sprachen ein und übte großen Einfluss auf die bayerische Schulpolitik aus – so war er maßgeblich an der Ausarbeitung eines neuen Lehrplans im Jahr 1829 beteiligt. Wilhelmsgymnasium
Das Wilhelmsgymnasium von der Maximilianstraße aus gesehen. Im Vordergrund das Maxmonument
(Foto: Wilhelmsgymnasium München).
Cosmas Damian Asam Friedrich Wilhelm Thiersch – der nicht zu Unrecht als „Vater der humanistischen Bildung“ in Bayern bezeichnet wird – starb am 25. Februar 1860 und wurde auf dem Südlichen Friedhof in München beigesetzt. Zwischen Isartorplatz und Lehel verläuft heute die nach ihm benannte Thierschstraße und hier befindet sich auch seine ehemalige Wirkungsstätte, das traditionsreiche Wilhelmsgymnasium, das zu den ältesten noch bestehenden Gymnasien Münchens gehört. Die Geschichte des Philologen Thiersch und viele weitere Begebenheiten sind in dem Jubiläumsband „Alphabet der Schule“ versammelt, der anlässlich des 450-jährigen Bestehens des Wilhelmsgymnasiums erschienen ist.
Neben Thiersch gehört auch Philip Emanuel Asam aus der berühmten Künstlerfamilie zu den prominenten Schülern des Wilhelmsgymnasiums. Hier ist er rechts neben seinem Bruder Cosmas Damian zu sehen (um 1725/30, Dombergmuseum Freising).

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