Münchner Geschichte(n) 14/2010: Ein Bauerndorf wird Künstlerkolonie
Liebe Leserin, lieber Leser,
von Anfang an war die Siedlung Gern maßgeblich geprägt von der dort ansässigen Kunstszene – ein Ruf, von dem der gleichnamige Münchner Stadtteil bis heute zehrt. Wer weiß dagegen noch von den vier Bauernhöfen, die ursprünglich das Dorf Gern bildeten? Mit der Villenkolonie, die Jakob Heilmann in den 1890er Jahren errichtete, änderte sich alles. Gern wurde Künstlerkolonie.
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An die 50 Häuser rund um die Gerner Straße verfügten über gut ausgebaute Dachbodenateliers und repräsentative Ausstellungsräume; großflächige Fensterausbauten nach Norden hin garantierten gleichmäßige Lichtverhältnisse und verrieten den auf den Gerner Straßen Flanierenden oft, hinter welchen Hausfassaden Kunstmaler oder Bildhauer fleißig zu Werke gingen.
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Bis ins Jahr 1930 lassen sich ca. 400 Künstler in Gern nachweisen, die berühmtesten unter ihnen sind wohl Thomas Theodor Heine, Julius Adam, Ernst Liebermann und Peter von Halm. Überliefert sind zahlreiche Portraits der Kunstschaffenden aus jener Zeit. Die Bilder sollen gut situierte Bürger zeigen, die es zu etwas gebracht haben. Keine Schnappschüsse von „men at work“, sondern repräsentative Arrangements in ordentlich ausstaffierten Räumen, die Künstler im Sonntagsstaat vor einer Auswahl ihrer Werke sitzend.
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Das Stadtarchiv München verfügt über einen umfangreichen Bildbestand, der den baulichen und strukturellen Umbruch Gerns in den Jahren 1850 bis 1920 dokumentiert. Weitestgehend zum ersten Mal werden diese Bilder nun in der Publikation „Gern“ veröffentlicht, die Texte stammen vom Historiker Helmuth Stahleder. In der Reihe „Zeitreise ins alte München“, herausgegeben vom Stadtarchiv München, ist bereits der Band „Sendling“ erschienen.
- ISBN: 978-3-937200-76-7