Bayerische Geschichte(n), 8/2018: Himmel Landshut – Tausend Landshut

Die stattliche Fassade des Pappenberger-Hauses (Foto: Jörg Krentz)

Liebe Leserin, lieber Leser,

rot und weiß prangt die beeindruckende Fassade des Pappenberger-Hauses in der Landshuter Innenstadt. 1405 als städtisches Amtshaus erbaut, wechselte es mehrmals den Besitzer: Die Grafen von Portia erfreuten sich ebenso wie der frühere Bischof von Regensburg Johann Michael Sailer an den maßwerksgeschmückten Spitzbogenöffnungen und den abgestuften Türmchen am Giebel; die jetzige Eigentümerfamilie Sutor hält das edle Erbe gut in Schuss. Von 1878 bis 1909 bewohnte aber jene Familie das gotische Bauwerk, deren Namen es heute noch trägt und die es mit einer dramatischen Geschichte um Schulden und Insolvenz verbindet: Der Münchner Kaufmann Ludwig Pappenberger errang als Kolonialwarenhändler und Bankier ein veritables Vermögen. Sein wirtschaftliches Talent vermachte er jedoch keinem seiner beiden Söhne Ernst und Josef. Im Gegenteil – unfähig, das väterliche Geschäft ehrlich am Laufen zu halten, verrannten sie sich durch dreisten Betrug an vielen Landshuter Bürgern ins Elend. Die Insolvenz war nicht mehr abzuwenden und 1916 wechselte das Pappenberger-Haus in die Hände des Schuhhausbesitzers Josef Sutor.

Hochaltar der Abteikirche Kloster Seligenthal von J.B. Zimmermann (Foto: Kloster Seligenthal)

In leuchtendem Goldgelb steht das Kloster Seligenthal seit 1232 auf dem Bismarckplatz in Landshut. Herzogin Ludmilla nahm die Ermordung ihres Gemahls Herzog Ludwigs des Kelheimers zum Anlass, an die eigene Sterblichkeit zu denken und für das Glück im Jenseits vorzusorgen. Mit der Stiftung des Klosters wollte sie Gott milde stimmen, „damit sie nicht mit leeren Händen vor dem Antlitz des allmächtigen […] erscheine“. Nach ihrem Tod 1240 fand Ludmilla zunächst in der Afrakapelle und nach Abschluss der Bauarbeiten in der Abteikirche von Seligenthal ihre letzte Ruhestätte. Spätere Umbauarbeiten verknüpfen das Kloster eng mit der Heiligen Maria, Mutter Jesu: Als in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Bau samt wertvoller neuer Ausstattung drohte, das gesamte Abteivermögen zu verschlingen, half neben der Äbtissin Maria Anna von Preysing die Muttergottes höchstpersönlich nach, wie eine Sage erzählt. Sie soll dem unheilbar kranken Landshuter Goldschmied Johann erschienen sein und geklagt haben, dass sie auf ihrer Seligenthaler Figur noch das Krönlein vermisse. Dieser fertigte die fehlende Krone an und wurde dafür im Gegenzug von seinen Leiden geheilt.

Die Burg Trausnitz thront über der Stadt Landshut (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung).

Hoch oben thront es, das Wahrzeichen Landshuts. Seit mehr als 800 Jahren überblickt die Burg Trausnitz nicht nur die beiden Isararme, sondern auch das nahe Umland. Herzog Ludwig der Kelheimer wollte mit dem 1204 begonnenen Bau einst nur dem Regensburger Bischof, welcher sich die Fernstraße nach Südosten und deren Einkünfte einverleiben wollte, eins auswischen. An der Kreuzung mehrerer Handelswege ließ er Brücken und zu deren Schutz die Burg „Landshuet“ erbauen. Trausnitz heißt sie erst seit dem 16. Jahrhundert. Heutzutage ist ein Rundgang durch die Burg vor allem eins: Einblick in die bayerische Geschichte und Sagenwelt. So munkelt man, dass nachts der Geist des Goldmachers Marco Bragadino, behangen mit blutigem Leinengewand, umherschleiche. Dieser half trotz geschenktem Laboratorium zum Zwecke der Goldgewinnung seinem hoch verschuldeten Gönner Herzog Wilhelm V. nicht aus seiner misslichen Lage und war sogleich einen Kopf kürzer; enthauptet durch den Scharfrichter, auf dem Münchner Marienplatz im Jahr 1591.

„Himmel Landshut – Tausend Landshut“ – so grüßten 1475 die Landsknechte während der Landshuter Hochzeit, einem der größten Feste des Mittelalters, dessen Wiederaufführung alle vier Jahre die Gäste der Stadt begeistert. Aber Landshut hat viel mehr zu bieten als Mittelalterspektakel. Der druckfrische Stadtführer von Autorin Susanne Herleth-Krentz lädt ein zu einem Rundgang durch die traditionsreiche niederbayerische Hauptstadt. 37 Stationen zeigen einen bunter Querschnitt durch acht Jahrhunderte bayerische Geschichte, erzählen von der alten Herzogstadt mit ihren prachtvollen Bürgerhäusern, führen zu bekannten Sehenswürdigkeiten und verborgenen Geheimtipps und verraten, wo es die wahrscheinlich beste Bratwurst Niederbayerns gibt.