Bayerische Geschichte(n), 4/2017: Eine Seeschlacht, ein Blauer König und ein besonderer Schuh
Liebe Leserin, lieber Leser,
lasst uns Gott danken, „der vns vnd der gantzen Christenhait so grosse gnad ertzaigt, vnd ein solchen trutzigen blutgierigen feindt so gewaltiglich gestutzet hat“. So oder so ähnlich donnerte es im Jahr 1571 von den Kanzeln in ganz Bayern herab. In der Schlacht von Lepanto war es einer christlichen Armada unter dem Oberbefehlshaber Juan de Austria gelungen, die weit überlegene türkische Flotte vernichtend zu schlagen. Und dieser strahlende Befehlshaber war doch tatsächlich ein Halbbayer – der uneheliche Sohn Kaiser Karls V. mit einer Regensburger Bürgerstochter. Heute erinnert an diese gewaltige Seeschlacht, bei der binnen eines einzigen Tages 40.000 Menschen ums Leben kamen (darunter zahlreiche bayerische Galeerensträflinge), die berühmte Lepanto-Monstranz in der Ingolstädter Kirche „Maria de la Victoria“.
100 Jahre später, im Jahr 1683, ging es wieder gegen die Türken – dieses Mal aber zu Land. Der Großwesir Kara Mustafa Pascha zog mit seinem Heer vor Wien und belagerte die Stadt. Den kaiserlichen Soldaten gelang es schließlich, das osmanische Heer zu vertreiben und bis nach Ungarn zu jagen – und dabei immer an vorderster Front: der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel. Die Türken bezeichneten den mutigen Kämpfer ehrfurchtsvoll als „Mavi Kral“, als „Blauen König“ – den Namen hatte er seiner leuchtend blauen Uniform zu verdanken. Mehrmals wurde der Kurfürst im Schlachtengetümmel verletzt, sodass ihn Kaiser Ferdinand I. schließlich inständig bat, er möge sich nicht „so viel exponieren, sondern dero hohe Person zum besten conservieren“. Eines der sogenannten „Türkenzelte“, die sich der „Türkenbezwinger“ als Kriegsbeute sicherte, wird heute noch im Bayerischen Armeemuseum ausgestellt.
Für einen friedlichen, sportlichen Wettstreit der Nationen steht hingegen der Fußballschuh von Max Morlock. Mit diesem Schuh gelang dem Nürnberger im Finale der Fußball-WM 1954 der so wichtige Anschlusstreffer gegen die mit 2:0 in Führung stehenden Ungarn – Deutschland gewann das Spiel schließlich 3:2. Den „Weltmeisterschuh“ hatte der Kapitän Fritz Walter im Vorfeld der WM bei „Adi“ Dassler mit den Worten: „Adi, mach uns mal ein paar Schuhe, in denen man den Ball spürt“ in Auftrag gegeben. Bis heute streiten sich die Experten darüber, welchen Anteil die Schuhe der Firma Adidas aus Herzogenaurach in Mittelfranken am Sieg der Deutschen hatten. Nach dem „Wunder von Bern“ war aber eines sicher: Fußball wurde endgültig zum Massensport.
„100 mal Bayern“ – das sind 100 besondere, kuriose, unbekannte, unterhaltsame, manchmal auch nachdenklich stimmende Objekte, Orte und Ereignisse, die ein Fenster in die beeindruckende Vielfalt der bayerischen Vergangenheit öffnen. Günter Albrecht nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte Altbayerns, Frankens und Bayerisch-Schwabens – von der Frühzeit bis zur Gegenwart, vom Archaeopteryx bis zum Goggomobil.
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ISBN: 978-3-86222-239-1 €19,90