Bayerische Geschichte(n), 18/2017: Münchner Cafés und ihre Geschichten

Im „Lohner & Grobitsch“ erinnern viele kleine Details wie zum Beispiel alte Werbeposter („Milch – Wurst – Feinkost – Grobitsch“) an das frühere Lebensmittelgeschäft (Fotos: Johannes Schimpfhauser).
Im „Lohner & Grobitsch“ erinnern viele kleine Details wie zum Beispiel alte Werbeposter  an das frühere Lebensmittelgeschäft (Fotos: Johannes Schimpfhauser).

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Alexander Grobitsch im Jahr 1964 im Münchner Westend seinen kleinen Milchladen eröffnete, konnte er nicht ahnen, dass sein Name noch heute untrennbar mit dem Haus in der Sandtnerstraße 5 verbunden sein würde. „Lohner & Grobitsch“ heißt das gemütliche Eckcafé, das hier seine Heimat gefunden hat. 2010 ging der denkmalgeschützte Laden mit der schönen Fensterfront und den hohen Decken an seine neue Besitzerin, Kerstin Lohner, die schon lange in den Räumen ein kleines Café eröffnen wollte. Besonders wichtig war ihr, dass die Geschichte des ehemaligen Lebensmittelladens nicht in Vergessenheit gerät. Nicht nur der Name des Cafés, sondern auch Teile der Einrichtung und ein großes Schwarz-Weiß-Porträt von Grobitsch  erinnern deshalb an frühere Zeiten.

Auf Sofas und Stühlen, auf denen sich schon die Großeltern wohlgefühlt haben, sitzt man im Trachtenvogl auch heute noch gut.
Auf Sofas und Stühlen, auf denen sich schon die Großeltern wohlgefühlt haben, sitzt man im Trachtenvogl auch heute noch gut.

Der „Trachtenvogl“ im Glockenbachviertel trägt seine Vergangenheit ebenfalls im Namen. Als Christian Ohlmann die Verkaufsräume des ehemaligen Trachtenladens pachtete, behielt er kurzerhand den kauzigen Namen und setzte auch weiterhin auf die Einrichtung im Stil der Sechziger Jahre. Zunächst war der Trachtenvogl ein Szenelokal, bevor er sich in ein einmaliges Tagescafé mit Kultcharakter verwandelte. Sofas und Sessel sind um großzügige Oma-Tische gruppiert und versprühen heimeligen Charme, eine rote Eckbank versetzt nicht nur die Gäste, sondern auch den Cafébesitzer in nostalgische Stimmung und weckt wunderbare Kindheitserinnerungen – denn „bei Oma und Opa war es doch am schönsten.“

Stephanie Bjarnason schenkt in ihrem Café eine eigene Röstung mit dem Namen „Álfrún“ (Elfengeheimnis) aus.
Stephanie Bjarnason schenkt in ihrem Café eine eigene Röstung mit dem Namen „Álfrún“ (Elfengeheimnis) aus.

Ein ganz anderes Konzept verfolgt das „Café Blá“ in der Lilienstraße 34. Blaue Fassade, blau gestreifte Markisen – „Blá“ heißt auf Isländisch „blau“ und das ist ganz eindeutig die Lieblingsfarbe der Cafébetreiberin Stephanie Bjarnason, die in Island geboren wurde und in Frankreich aufgewachsen ist. Klar und nordisch hat sie ihr Herzensprojekt eingerichtet, alles selbst designt und nach eigenen Vorstellungen gestaltet. Dabei soll auch der Kaffeegenuss nicht zu kurz kommen, denn das Kaffeetrinken spielt in Island – anders als man vielleicht annehmen könnte – eine wichtige Rolle: „Alles fängt mit Kaffee an, das ist immer ein guter Start“, hat Stephanie Bjarnason in ihrer Heimat gelernt und ist fest davon überzeugt, dass guter Kaffee einen großen Anteil am Glück der Nordländer hat.

München ist die Heimat einer lebendigen und vielfältigen Café-Szene, die sich in den letzten Jahren  enorm weiterentwickelt hat. Diana Hillebrand hat 35 außergewöhnliche Cafés besucht und bei einer Tasse Kaffee deren Besitzer kennengelernt, die alle eines gemeinsam haben: ein einzigartiges Konzept und hervorragenden Kaffee, der häufig aus kleinen, regionalen Röstereien stammt. Stimmungsvolle, hochwertige Fotografien nehmen den Leser mit auf eine sinnliche Entdeckungsreise  in die Münchner Café-Welt. Lieblingsrezepte der Cafés gewähren einen kulinarischen Einblick in die  oft winzigen Küchen.