Bayerische Geschichte(n), 17/2013: Aufstehen, weitermachen!

Franz Maget und Gerhard Schröder auf der Terrasse des Maximilianeums (2000)
Franz Maget und Gerhard Schröder auf der Terrasse des Maximilianeums (2000)

Liebe Leserin, lieber Leser,

an einem Samstagnachmittag im April 2003 erhielt der frisch gekürte SPD-Spitzenkandidat Franz Maget einen Anruf von einem Journalisten. Bis dahin von nichts ahnend, erfuhr Maget von einer Mitgliederinitiative gegen das Programm der Agenda 2010; ein herber Affront gegen die von Kanzler Schröder ausgegebene offizielle Linie der Partei. Maget empfand das Mitgliederbegehren als Vertrauensbruch, überlegte stundenlang, ob er seine Kandidatur zurückziehen sollte – doch blieb ihm nichts anderes übrig, als zu versuchen, mit einer kraftraubenden Gewaltanstrengung die „verlorenen Schäfchen“ zurück ins Boot zu holen, obwohl er selbst nicht vollkommen von den Inhalten der Agenda überzeugt war.

Ungezählt die Kilometer, die der Spitzenkandidat Franz Maget mit seinem Wahlkampfbus zurücklegte.
Ungezählt die Kilometer, die der Spitzenkandidat Franz Maget mit seinem Wahlkampfbus zurücklegte.

Kein guter Start der BayernSPD in das Wahljahr 2003. Der innerparteiliche Streit um die Agenda-Politik zehrte an den Nerven und Franz Maget ahnte: Das „war nur das Vorspiel für einen desaströsen Wahlkampf.“ Immerhin trat Gerhard Schröder Mitte Juni bei der Auftaktveranstaltung zum Wahlkampf der bayerischen SPD in Rosenheim auf, und trotz erschreckend hoher Mitgliederverluste machte sich Maget am 14. Juli mit seinem Wahlkampfbus auf zu einer Tour quer durch Bayern: Über 400 Veranstaltungen in zwei Monaten, in denen er versuchte, lächelnd „bella figura“ zu machen.

Herausforderer Maget wirft Edmund Stoiber den „Fehdehandschuh“ hin (2003).
Herausforderer Maget wirft Edmund Stoiber den „Fehdehandschuh“ hin (2003).

Doch war schon früh klar: Er galt als sicherer Verlierer. Der Jahrhundertsommer 2003 sorgte für über 40°C in den Bierzelten, wo Maget manchmal vor nur 20 Leuten sprach. Unterstützt von seinem Team machte er weiter und absolvierte Termin nach Termin. Oft kam ihm seine Partei in dieser Zeit vor wie „ein Ladengeschäft, wo der Verkäufer vor dem Schaufenster steht und der Kundschaft erklärt, welcher Mist drinnen verkauft wird.“ Die CSU sah den SPD-Kandidaten kaum als ernsthaften Gegner: Stoiber verweigerte das TV-Duell, das Maget einforderte.

„Ich darf hier nicht hinein!“ - Der Regierungs-Swimmingpool ist fest in der Hand der CSU.
„Ich darf hier nicht hinein!“ – Der Regierungs-Swimmingpool ist fest in der Hand der CSU.

Und tatsächlich erzielte die SPD bei den Landtagswahlen 2003 ein nachgerade unterirdisches Ergebnis. Maget empfand die Niederlage als persönliche Katastrophe und spielte mit dem Gedanken, sein Amt niederzulegen. Die Motivation, dennoch weiterzumachen, kam von seinen Parteikollegen, seiner Familie und dem Respekt, den die Öffentlichkeit ihm auch nach dem Wahldesaster zollte. Im Jahr 2008 wurde Maget wieder zum Spitzenkandidat der SPD in Bayern gewählt.

Mit „Es geht auch anders… Politische Bilanz eines bayerischen Sozialdemokraten“ veröffentlicht Franz Maget im Volk Verlag seine politische Autobiografie. Die Schilderung seines über 40-jährigen politischen Engagements ist ein Stück bayerischer Zeitgeschichte. Mit Beiträgen prominenter Weggefährten wie Dieter Hildebrandt, Edmund Stoiber, Charlotte Knobloch und Gerhard Polt.