Bayerische Geschichten 17/2023: Genusstouren zu Genussorten mit Genusstipps

Liebe Leserin, lieber Leser

von der reschen Laugenbreze bis zur Weißwurst mit süßem Senf, von der Rumfordsuppe bis zur Prinzregententorte, vom Weißbier bis zum frischen Quellwasser (!) – wer in München den kulinarischen Genuss sucht, wird schnell fündig. Gerhard Ongyerth führt zu 33 Münchner Orten des Genusses: Spaziergänge mit historischem Tiefgang und kulinarischen Höhenflügen ermöglichen eine Stadterkundung von ebenso lehrreichem wie nährreichem Vergnügen.

Die Metzgerzeile mit neugotischen Formelementen, Viktualienmarkt 2 (Fotos: Gerhard Ongyerth)

Die erste alte Marktstätte die vom zentralen Stadtplatz, dem Marienplatz, weichen musste, war der Fleischmarkt der Metzger. Vor allem das unhygienische, geruchsintensive Geschäft des Schlachtens sollte aus der Mitte der Stadt verschwinden. Den Fleischbänken wurde 1315 ein Gelände vor der ersten Stadtmauer zugewiesen, am Hang des Petersbergls zwischen dem Alten Peter und der Kirche Heilig Geist. Als 1878 der zentrale Münchner Schlacht- und Viehhof im Schlachthofviertel öffnete, verblieben die alten Verkaufsstände zunächst am Petersbergl, aber schon 1880 erfolgte der in den Hang versetzte Neubau der geschlossenen Metzgerzeile in neugotischer Architektur mit darüber liegender Terrasse. Die zwölf Läden in der scheinbar sakralen Architektur wurden im Volksmund bald schon die Zwölf Apostel genannt. Im Südteil der Metzgerzeile fanden im Krieg weniger Zerstörungen statt. Leidlich erhalten geblieben sind dort vier neugotische Arkaden und im Eckbau der Zeile die offene, gewölbte Vorhalle.

Die ehemalige Pfistermühle, Pfisterstraße 4

Der Vorgängerbau der erhaltenen Pfistermühle trug 1331 den Namen Toratsmühle. Sie lag vor dem ersten Mauerring der Stadt, an der östlichen Seite des Alten Hofs. Angetrieben vom Pfisterbach mahlte der dortige Müller Mehl für die eigene Bäckerei. Wie später bei der Einrichtung eines Hofbräuhauses mit Malzmühle, ganz in der Nähe, wurde die Toratsmühle 1492 staatseigener Betrieb des Hofes zu München und erhielt die Namen Hofmühle und später Hofpfister. Nach einem Brand 1578 entstand am Standort eine neue Mühle mit mehreren Wasserrädern und einer angebauten Hofbäckerei. Als der Pfälzer Fürst Karl Theodor auf den Münchner Kurfürstenthron kam, folgten ihm um 1778 zahlreiche Küche und Bäcker vom Hof in Mannheim zum Fürstenhof in München. Pfälzer Bäcker wurden die neuen Pächter der Hofpfisterei. Sie erhielten entgegen des alten Zunftbrauches in München und der alten Ordnung Backlizenzen zur Herstellung der qualitativ besseren Mundsemmel sowie anderer für München neue Backwaren und Brotsorten.

Der illuminierte Wittelsbacherbrunnen

Der Wittelsbacherbrunnen ist ein Werk Adolf von Hildebrands von 1895 und eine für Augen und Ohren spektakuläre Mischung aus Fontäne, Bassin und Kaskade. Zwei Großplastiken aus wetterfestem Marmor ziehen den Blick des Betrachters auf sich: Der steinschleudernde Mann auf einem Seepferd und die eine Wasserschale darbietende Frau auf einem fischgeschwänzten Stier versinnbildlichen die Kraft und den Segen des Wassers. Aus der oberen Schale des Brunnenbauwerks fließt Wasser im Schleierfächer in das obere Bassin. Vier Gesichtsmasken an der Brunnensäule unterhalb der Schale drücken Eigenarten von Wasser aus: frische Brise, leblose Stille, reißende Strömung und träges Fließen. Durch die Wand des oberen Bassins ergießt sich aus offenen Mündern von Meerestieren Wasser in das untere Bassin. Der Wittelsbacherbrunnen erinnert wie die ehemalige Wasserfontäne auf dem Sendlinger-Tor-Platz an die Fertigstellung der Trinkwasserleitung aus dem Mangfalltal nach München im Jahre 1883 und bot damals bestes M-Wasser.