Bayerische Geschichte(n) 15/2010: Zu Fuß durch 850 Jahre Braugeschichte

Eine der zahlreichen Brauereien im Tal war der bis ins 20. Jahrhundert erhalten gebliebene Sterneckerbräu (Foto: Stadtarchiv München).

Liebe Leserin, lieber Leser,
über viele Jahrhunderte hinweg gelangten die zahlreichen Salzhändler über das Isartor in die Münchner Innenstadt. Vornehmlich aus diesen durstigen Reisenden bestand die Hauptkundschaft der im Tal beinahe Tür an Tür liegenden Brauereien, die das gute Geschäft natürlich schnell gewittert hatten. So liegt beispielsweise noch heute gleich rechter Hand hinter dem Isartor das Hotel „Torbräu“. Aber wer weiß schon, dass dieses auf die bereits 1490 gegründete Thaltor-Herberge zurückgeht, welche 1563 um eine Brauerei – den „Thorbräu“ – erweitert wurde? Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie von der Franziskaner-Leist-Brauerei aufgekauft und geschlossen.

Coletta Möritz – das Biermädel, das zum Inbegriff der schönen Münchnerin wurde, 1880 (Bild: Münchner Stadtmuseum).

Geht man das Tal noch ein wenig weiter hinauf, findet man zur Linken die Abzweigung Sterneckerstraße. Allein der Name erinnert heute noch an die einstmals dort befindliche Sterneckerbrauerei. In selbiger bediente einst ein junges Mädchen namens Coletta Möritz. Diese, Inbegriff der schönen Münchnerin, wurde durch den Maler August von Kaulbach als Vorlage zu seinem Motiv „Schützenliesl“, das heute noch unzählige Bierkrüge und ähnliche Souvenirs ziert, unsterblich.

.
.

Der Festsaal im Hofbräuhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Auch die Staatsregierung hatte bereits den Handelswert der Ware Bier erkannt und so errichtete sich Herzog Maximilian I. 1607 ein eigenes „Weißbiermonopol“ – mit anderen Worten: Nur die von ihm betriebenen Brauhäuser durften Weißbier brauen und ausschenken. Eine der von Maximilian neu gegründeten Braustätten war unter anderem das Hofbräuhaus am Platzl, heute weltberühmt und international unzählige Male kopiert. Dank seiner findigen Idee bekamen die Münchner nicht nur ein städtisches Wahrzeichen mehr, sondern lernten zudem das damals gar nicht so bayerische Weißbier kennen. Und –  Bier sei dank – der von Maximilians Vater verschuldete, drohende Staatsbankrott konnte dadurch auch noch abgewendet werden.

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war München die Welthauptstadt des Biers wie diese Werbemarke nahelegt.

Das Bierbrauen besitzt uralte Tradition in München, ist untrennbar mit Stadthistorie und Entwicklung des Stadtbilds verknüpft. Noch immer finden sich trotz allgegenwärtiger, Jahrhunderte übergreifender Modernisierungen unzählige Spuren des ursprünglichen Münchner Brauereiwesens: Bisweilen nur noch vereinzelte, versteckte Punkte und Indizien, die sich dem Betrachter nicht mehr unmittelbar erschließen – es sei denn, man weiß, wo man sie suchen muss.

Astrid Assél und Christian Huber haben die wichtigsten historischen Spuren des Münchner Brauereiwesens zu einem Rundgang quer durch die historische Altstadt zusammengestellt – in einem übersichtlichen Führer mit Abbildungen und Karte.