Bayerische Geschichte(n), 14/2017: Der Wald als Bewahrer menschlicher Kultur

 Luftaufnahme einer Viereckschanze aus der Latènezeit in Dornstadt, Kreis Donau-Ries. Die Ecke am rechten Rand ist gut sichtbar. Hier wurde der Wald vor Kurzem aufgeforstet. (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Klaus Leidorf)

Luftaufnahme einer Viereckschanze aus der Latènezeit in Dornstadt, Kreis Donau-Ries. Die Ecke am rechten Rand ist gut sichtbar. Hier wurde der Wald vor Kurzem aufgeforstet. (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Klaus Leidorf)

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Landschaften Europas sind geprägt durch eine einzigartige und faszinierende Vielfalt, die anderenorts kaum in diesem Maße zu finden ist. Es ist daher äußerst wichtig, unser kulturelles Erbe in der Natur zu bewahren und zu beschützen. Nichtsdestotrotz muss auch weiterhin eine sinnvolle Waldnutzung gewährleistet sein. Daher gilt es, eine Balance zwischen dem Erhalt und der Erweiterung des Denkmalbestandes und der adäquaten Nutzung der Waldflächen zu schaffen. Und gerade die Wälder sind es, die für die Erhaltung des archäologischen Erbes eine zentrale Rolle spielen.

 Details eines Waldgebiets in der Nähe von Leutstetten, Kreis Starnberg in Oberbayern (Foto: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern)

Details eines Waldgebiets in der Nähe von Leutstetten, Kreis Starnberg in Oberbayern (Foto: Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern)

Im Zuge dieser Überlegung wurde während der internationalen Tagung „19th Annual Meeting of the European Association of Archaeologists“ 2013 das Thema „Archaeological Sites in Forests. Strategies for their Protection“ aufgegriffen. Hierbei galt es nicht nur, Ansatzpunkte für einen Schutz der Denkmäler zu finden, sondern auch die länderübergreifenden Unterschiede im Umgang mit der Konservierung der europäischen Landschaften darzulegen. Es wurden Konzepte zur Pflege der archäologischen Kulturgüter entwickelt und auch die Öffentlichkeitsarbeit ist ein Kernaspekt für diese Art des Denkmalschutzes.

 Beispiel eines Grabhügels in Polen, der durch Airborne Laserscanning (ALS) entdeckt wurde (Foto: Janusz Czebreszuk u.a.)

Beispiel eines Grabhügels in Polen, der durch Airborne Laserscanning (ALS) entdeckt wurde (Foto: Janusz Czebreszuk u.a.)

Wälder sind beispiellose Konservatoren menschlichen Kulturguts. Denn in ihnen lassen sich Rückschlüsse ziehen auf die Besiedlung der Wälder durch den Menschen. Somit stellt die moderne Waldwirtschaft den größten Feind der Bewahrung solcher kulturellen Spuren dar. Und nicht jedes Land räumt dem Erhalt dieses Erbes den gleichen Stellenwert ein. Während die Gesetze zum Denkmalschutz in der Tschechischen Republik beispielsweise doch noch sehr veraltet sind und kein tatsächliches Konzept zur Wahrung der Denkmäler beinhalten, findet in Bayern bereits seit 2008 eine intensive Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung und Bodendenkmalpflege statt. Und auch Finnland widmet sich intensiv der Wahrung des kulturellen Erbes und hat 2010 ein Projekt ins Leben gerufen, das sämtliche Nutzwälder und die dort befindlichen Denkmäler erfasst. Doch trotz unterschiedlicher gesetzlicher Voraussetzungen der jeweiligen Länder steht fest: Der Denkmalschutz in den Wäldern Europas ist ein weitverbreitetes und wichtiges Thema und muss auch weiterhin vorangetrieben werden.

Band 14 der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege „Archaeological Sites in Forests. Strategies for their Protection“ stellt dar, wie wichtig das kulturelle und geschichtliche Erbe unserer Wälder tatsächlich ist und wie unterschiedlich die Gesetzgeber diesem doch wichtigen Thema gegenüberstehen. Doch obgleich die Voraussetzungen nicht überall identisch sind, ist es doch europaweit ein wichtiges Bestreben, die Denkmäler der menschlichen Geschichte zu bewahren und ihren Schutz auch in Zukunft zu garantieren.

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