Bayerische Geschichte(n), 13/2017: Der Glaskünstler Helmut Ammann

Helmut Ammann und der Glaser Theo Ferke arbeiten in der Glaswerkstätte Josef P. Bockhorni an den Chorfenstern für die Apostelkirche in Weilheim, 1953 (Foto: Privatarchiv Joseph Auer)
Helmut Ammann und der Glaser Theo Ferke arbeiten in der Glaswerkstätte Josef P. Bockhorni an den Chorfenstern für die Apostelkirche in Weilheim, 1953 (Foto: Privatarchiv Joseph Auer)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Helmut Ammann wurde 1907 in Shanghai als Sohn eines Berliner Arztes geboren. Er lebte seit Anfang der 1930er Jahre in München, wo er als Bildhauer tätig war. Seine Kunst war jedoch nicht auf einen Bereich beschränkt, denn Ammann benutzte viele Materialien, wie Bronze, Stein, Holz und Glas. Zudem war er auch ein begnadeter Porträtist und Grafiker. Als er 2001 im Alter von 94 Jahren in Pöcking starb, hinterließ er neben seinem umfangreichen Lebenswerk auch seine Werktagebücher, die Einblicke in das tägliche Ringen im künstlerischen Schaffensprozess gewähren.

Entwurfszeichnungen für die Stadtkirche in Rehau (Fotos: Privatarchiv Krauss, Kasberger)
Entwurfszeichnungen für die Stadtkirche in Rehau (Fotos: Privatarchiv Krauss, Kasberger)

1934 begann sich Helmut Ammann intensiv mit der Kunst der Glasfenster zu beschäftigen. Die besonderen Möglichkeiten der Gestaltung, die ihm das Material Glas bot, inspirierten ihn, besonders die Farbkombinationen der verschiedenen Gläser lagen dem Künstler am Herzen. Die sichtbare Faszination für die Wandelbarkeit des farbigen Glases, das immer wieder aufs Neue von der Sonne belebt, durch ihr einfallendes Licht verändert wird, machen das Werk Ammanns aus. Über viele Jahre hinweg war sein wichtigster Auftraggeber die evangelische Kirche, für die er auch Altäre, Kanzelbretter oder Mosaike gestaltete. Ammann entwickelte einen unverkennbaren Stil. Es gelang ihm, in seinen Fenstern sowohl die religiöse Botschaft als auch sein handwerkliches Geschick gekonnt zu vereinen.

Das Lamm, Quelle des Lichts und Lebens, 1958. Mittelfenster des Himmlischen Jerusalems in der Lutherkirche in München-Giesing (Foto: Isabella Krobisch)
Das Lamm, Quelle des Lichts und Lebens, 1958. Mittelfenster des Himmlischen Jerusalems in der Lutherkirche in München-Giesing (Foto: Isabella Krobisch)

Die Arbeit mit bunten Gläsern begleitete Helmut Ammann während seines ganzen künstlerischen Schaffens. Es entstanden über 70 große Fenster für evangelische Kirchen in Bayern und Deutschland, in München wie auch im fränkischen Raum, in Weilheim, im pfälzischen Meisenheim wie auch in Hamburg und Bremen. Eine Kombination aus Glasfenstern des Künstlers findet man auch in der Lutherkirche in Giesing, einem Stadtteil Münchens. Auf drei großen Chorfenstern wird das „Himmlische Jerusalem“ dargestellt: Mittig symbolisiert ein Lamm Jesus Christus, umgeben vom heiligen Johannes, Engeln, Bäumen und der Stadtmauer. Das Licht des Lebens strahlt von der zentralen Figur auf alle drei Fenster aus. Zusammen ergeben sie ein Spektakel aus verschiedensten Farbkombinationen, eine prunkvolle, gleichzeitig auch moderne Szene.

Im fünften Band seiner Werktagebücher „GlasFensterKunst“ offenbart der Künstler Helmut Ammann anhand von 25 seiner Kirchenfensterarbeiten aus Bayern und ganz Deutschland eine seiner vielen gestalterischen Facetten. Erich Kasberger stellt Ammann als Glaskünstler vor, versammelt erste Entwürfe, im Maßstab gemalte Glasfensterkartons und Tagebuchaufzeichnungen und vermittelt so einen Eindruck vom schöpferischen Prozess – von der Idee bis zur Verwirklichung des Glaswunders in der Kirche.