Bayerische Geschichte(n), 12/2018: Die Turmschreiber feiern Geburtstag

Die Turmschreiber nehmen Bayern auch im Bild aufs Korn: Der ehemalige Münchner OB macht sich als „Moriskentänzer“ gar nicht schlecht (Illustration: Klaus Eberlein).

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit 1959 existiert die Schriftstellervereinigung „Münchner Turmschreiber“ – eine kleine Sensation im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Gegründet wurde die Gesellschaft im legendären Turmstüberl des linken Turms des Isartors, wovon sich Name und Logo ableiten. Lange Zeit blieben die Mitglieder noch unter sich, erfreuten sich nur gegenseitig oder – auf seltenen Veranstaltungen – ein begrenztes Publikum mit ihrem literarischen Können, bis sich der immer lauter werdende Ruf nach einer für alle zugänglichen Publikation 1982 im ersten „Bayerischen Hausbuch der Turmschreiber“ manifestierte. Als jährlich erscheinendes Periodikum nennt das Buch eine treue Fangemeinde sein Eigen und geht für das kommende Jubiläumsjahr 2019 in den sage und schreibe 37. Jahrgang.

Diese Karikatur des „Kini“ hat einst einen regelrechten Skandal ausgelöst. Warum, verrät Turmschreiber und Illustrator Franz Eder im „Hausbuch“ (Illustration: Franz Eder).

Geschichten, Gedichte, Gedanken, spannende historische Berichte, Sketche, die einem die Lachtränen in die Augen treiben, dramatische Auszüge aus Theaterstücken, Zukünftiges, Nostalgisches, Fantastisches und Bayerisch-Reales: Wie jedes Jahr ist das „Hausbuch“ prall gefüllt mit den Texten der Turmschreiberinnen und Turmschreiber. Jeder schreibt dabei wie ihm der Schnabel gewachsen und die Schreibfeder in die Hand gelegt ist, was dem bunten Lesebuch ungemein gut zu Gesicht steht. Ein Highlight ist der 2019 anstehende 60. Geburtstag der Turmschreiber, der im Buch selbstverständlich literarisch gefeiert wird. Zum ersten Mal ist ein gemeinsamer Text der Turmschreiber entstanden: „Zweitausendneunzehn“ heißt er und exakt 2.019 Zeichen umfasst jeder Teil dieser Kettenerzählung, die ihren Faden von Autor zu Autor immer abenteuerlicher durch ein spätsommerliches München spinnt.

Einer der vier „Neuen“: Holger Paetz – Kabarettist, Literat, Sprachvirtuose. (Bild: Holger Paetz)

Nach wie vor gilt: Nur wer zu den besten bayerischen Kunst- und Kulturschaffenden zählt, kann darauf hoffen, in die Vereinigung der „Münchner Turmschreiber“ aufgenommen zu werden. Über diese Ehre können sich aktuell vier frischgebackene Turmschreiber freuen: Die beiden Poetry Slammer und Lesebühnengrößen Bumillo und Alex Burkhard haben sich längst mit ihren Auftritten als Wortakrobaten und Kabarettisten einen Namen gemacht – im „Hausbuch“ stehen sie für die Stimme einer jungen Generation bayerischer Autoren. Die mit der Buchreihe „Die Schule der magischen Tiere“ äußerst erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin Margit Auer gewährt mit ihrem Essay einen exklusiven Einblick in den schöpferischen Kosmos der Schriftstellerei. Und nicht zuletzt bereichert der vielfach ausgezeichnete Kabarettist Holger Paetz – bekannt geworden u.a. als Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und als Autor des Nockherberg-Singspiels – das Buch mit Witz und Poesie.

Das ganze literarische Leben Bayerns zwischen zwei Buchdeckeln – das ist das jährlich erscheinende „Bayerische Hausbuch“ der Schriftstellervereinigung „Münchner Turmschreiber“. Nur wer zu den besten Autoren, Journalisten, Historikern, Kunst- und Kulturschaffenden des Freistaats zählt, wird in die illustre Gesellschaft aufgenommen und darf seine Texte im „Hausbuch“ veröffentlichen. Entstanden ist so ein gewohnt vielfältiges und reich gefülltes Werk, so charaktervoll wie die Turmschreiber selbst!

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