Münchner Geschichte(n) 11/2010: Milch, Vieh und Sommerfrische
Hier lagerten die Lebensmittel für die königliche Residenzstadt München: die städtischen Lagerhäuser an der Thalkirchner Straße in Sendling kurz vor dem Abbruch 1902. Heute steht an dieser Stelle die Großmarkthalle.
Liebe Leserin, lieber Leser,
jährlich 550 Stück Schlachtvieh, täglich 3000 Liter Milch, außerdem Topfen, Butter, Eier, Geflügel, Gemüse und Obst – Sendlinger Bauern stillten in den 1870er Jahren zu einem Großteil den großen Hunger der Residenzstadt München. Die stark ansteigende Einwohnerzahl Münchens führte zu einem regelrechten wirtschaftlichen Boom in den Bauerndörfern Unter- und Mittersendling.
Nur wenige Jahre nach dem Einsetzen dieses Booms, erlebte Sendling zudem eine kurze Karriere als begehrtes Sommerfrische-Ziel der Münchner Oberschicht. Angezogen wurden die reichen Münchner womöglich von den Ausflugsgaststätten auf der Sendlinger Anhöhe sowie von der schönen Aussicht auf die Münchner Ebene und die Alpen.
Letztlich entstanden sogar einige wenige Villen, von denen heute aber kaum noch Reste existieren. Nur wenige erkennbare Spuren haben auch die Bauernhöfe hinterlassen, von denen die Münchner einst ihre Milch bezogen …
Keine Spuren von der schillernden Vergangenheit der alten Münchner Vororte? Das stimmt nicht ganz. Im Stadtarchiv München lagert ein einmaliger Bildbestand, der – in der Frühphase der Fotografie entstanden – die Umbruchzeit um 1900 gut dokumentiert. In der neuen Buchreihe „Zeitreise ins alte München“ veröffentlicht das Stadtarchiv München erstmals seine Schätze und lässt dazu für jeden Stadtteil einen namhaften Münchner Autor die historischen Hintergrund beleuchten. Als erste Bände der Reihe sind nun „Sendling“ und „Gern“ erschienen.