Bayerische Geschichte(n), 08/2014: Brodzler oder Knodderbicks?

Beispiel aus der bairischen Ausgabe "Kleernstl und Kleeronika"

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie man sich einen „wamberden, alden Brodzler“ vorstellen muss, das wird jeder Franke verstehen. Den „Grantler“ kennt man in München ebenso wie in Passau, die Schwaben würden ihn einen „Bruddler“ nennen und die Sachsen sagen zu einem solchen Miesmacher despektierlich „Stinkstiwwel“. Schwieriger wird es dann schon, will man den hessischen Ausdruck „Knodderbicks“ entschlüsseln oder erst den westfälischen „Nöttelefönes“. Gemeinsam ist den griesgrämigen Wiesenbewohnern in ganz Deutschland allerdings, dass sie nicht ans Glück glauben.

Beispiel aus der fränkischen Ausgabe "Gleeorch und Gleeobadra"
Beispiel aus der fränkischen Ausgabe „Gleeorch und Gleeobadra“

„Unser Butzerl hat vier Bladln“, jubelt hingegen die bayerische Kleeblatt-Mutter Kleeronika über ihren Nachwuchs. Und der Kleernstl, der glückliche Kindsvater, meint: „Vierbladrige bringan a Glick.“ Auf der fränkischen Wiese glaubt freilich der „Gleeggehard, der wamberde, alde Brodzler“, nicht an die glücksbringende Wirkung des seltenen vierten Blatts: „Ob drei odda väia Bläddla is worschd.“ Die Wiesenbewohner aber wissen: Das Glück ist ein Rindviech. Und es naht sich umgehend in Gestalt einer hungrigen Kuh…

Kuh

Übrigens: Auf der Liste der potenziellen Glücksbringer rangiert das vierblättrige Kleeblatt ganz oben, weit vor Schweinchen, Schornsteinfeger oder Hufeisen. Die Legende vom glücksbringenden Kleeblatt geht bis auf Adam und Eva zurück: Bei der Vertreibung aus dem Paradies soll Eva ein vierblättriges Kleeblatt mitgenommen haben, das deshalb ein Stück vom Garten Eden verkörpert. In der christlichen Symbolik steht der dreiblättrige Klee seit alters her für die heilige Dreifaltigkeit und der vierblättrige für das Kreuz und die vier Evangelien.

Die „Geschichte vom Glück“ von Werner Holzwarth mit Illustrationen von Henning Löhlein ist eine Weltneuheit: Das Büchlein erscheint zeitgleich in insgesamt zwölf verschiedenen Dialektausgaben  deutschlandweit in den acht Verlagen, die sich zur Regionalbuch AG (www.regionalbuchag.de) zusammengeschlossen haben. Im Volk Verlag erscheint die von Gerald Huber ins Bairische übersetzte Ausgabe „Kleernstl und Kleeronika. A Gschichterl vom Glick“ und die fränkische Version „Gleeorch und Gleeobadra. A Gschichdla vum Gligg“, die Florian Hartmann übersetzte.