Bayerische Geschichten 02/2022: Olympia 72 in Bildern

Liebe Leserin, lieber Leser,

anlässlich des 50. Jubiläums der Olympischen Spiele in München zeigt unser Bildband „Olympia 72 in Bildern.“ zahlreiche, zum Teil noch unveröffentlichte Fotografien aus der Entstehungszeit des Olympiageländes, der Spiele, und deren Nachleben.
Zu sehen sind mitunter das Wirken der Architekten, die die ikonischen Olympia-Bauten entwarfen, und das kulturelle Begleitprogramm mit dem starken Einsatz der Hostessen; aber auch die Tragik des Attentats auf das israelische Team wird nicht außen vorgelassen. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der Fotografen (und einer Fotografin!) entsteht ein neues Bild der Olympischen Spiele von 1972, welches über den Sport hinausgeht und einen Bogen über die Modernisierung Münchens hin zu der Zusammenarbeit aller Beteiligten, dem vergnügten Treiben, und dem erschütternden Attentat spannt.
Die gleichnamige Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek wird am 10. Mai 2022 eröffnet.

 

14. Juli 1969: Grundsteinlegung für die Hochbauten auf dem Olympiagelände
Bild: BSB/Bildarchiv/Georg Fruhstorfer

Als symbolischer Akt für den Beginn der Hochbauarbeiten an den olympischen Sportstätten fand am 14. Juli 1969 die Grundsteinlegung statt. Zusammen mit dem gravierten Grundstein wurde auf dem heutigen Coubertinplatz auch eine Urkunde eingemauert. Dort hieß es unter anderem: „Die Jugend der Welt soll für diese Spiele des Friedens im Herzen Europas einen würdigen Rahmen finden. Zugleich sollen die Bauten über die Spiele hinaus Zeugnis ablegen vom Geist unseres Volkes im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.“

1970: Erdstadien im Bau
Bild: BSB/Bildarchiv/Max Prugger

Das Olympiastadion, die Olympiahalle und die Schwimmhalle waren von dem Architekturbüro Behnisch & Partner als Erdstadien konzipiert. Als Vorbild dienten antike Theaterbauten. Die Stadien sollten dadurch teilweise in der Erde verschwinden, Architektur und Landschaft verbinden sich harmonisch. Diese Bauweise ergänzte sich mit dem Ziel der Münchner Organisatoren: Die Olympischen Spiele in München sollten ein möglichst harmonisches, friedliches und heiteres Bild der neuen Bundesrepublik zeigen.

Juli 1972: „Betreten erlaubt!“
Bild: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese

Günther Grzimek (1915-1996) beabsichtigte mit seiner nutzerfreundlichen und offenen Gestaltung des Olympiaparks, die Entscheidungsfreiheit und Kreativität der Benutzer zu fördern. Um sicherzugehen, dass Grzimeks Intention der freien Bewegung im Olympiagelände auch von den Besuchern erkannt wurde, ließ er überall Schilder aufstellen mit der Aufschrift: „Dieser Rasen darf betreten werden!“. Dieser Hinweis wurde während der Olympiade und auch in der Zeit danach gerne befolgt.

August 1972: Blick vom Olympiaturm auf die Sportstätten
Bild: BSB/Bildarchiv/Karsten de Riese

Die Olympischen Spiele von 1972 waren das erste TV-Massenereignis der Geschichte. Fast eine Milliarde Menschen weltweit verfolgte die Fernsehbilder der Wettkämpfe. Während 1970 nur 8% der deutschen Haushalte einen Farbfernseher im Haus hatten, stiegen die Umsätze im Jahr 1972 massiv an. Viele Familien kauften sich extra für die Olympischen Spiele ihr erstes Farbfernsehgerät. ARD und ZDF sendeten während der Wettkämpfe im täglichen Wechsel insgesamt 230 Stunden.

 

5. September 1972: Vermummter Terrorist auf dem Balkon des Hauses Connollystraße 31
Bild: BSB/STERN-Fotoarchiv/Volker Hinz – Sven Simon

Am frühen Morgen des 5. September drangen acht palästinensische Terroristen in die Unterkunft der israelischen Mannschaft ein. Sie erschossen den Trainer der Ringer Moshe Weinberg und verletzten den Gewichtheber Josef Romano schwer. Der nächtliche Befreiungsversuch der deutschen Polizei auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck scheiterte. Alle neun israelischen Geiseln wurden von den Attentätern ermordet. Fünf Terroristen und ein Polizist starben im Kugelhagel.

11. September 1972: Regenbogen bei der Schlussfeier
Bild: BSB/Bildarchiv/Joachim Kankel

Die Olympischen Sommerspiele in München endeten traditionell mit einer großen Schlussfeier im Olympiastadion, die jedoch von einer Schweigeminute für die Opfer des Attentats unterbrochen wurde. Der von Otto Piene gestaltete Regenbogen aus fünf Heliumschläuchen galt als Symbol für die verbindende Kraft der Olympischen Idee. Bei den Spielen der folgenden Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen für Sportler und Besucher deutlich verschärft, um eine Wiederholung des Attentats zu verhindern.