Bayerische Geschichte(n), 02/2018: Vom Bauerndorf zur modernen Gemeinde
Liebe Leserin, lieber Leser,
bis weit ins 19. Jahrhundert hinein befanden sich viele landwirtschaftlich genutzte Höfe in Aschheim und Dornach im Besitz von Grundherren. Hier konnte es sich um reiche Münchner Bürger handeln, in der Regel waren es aber Adelige, Kirchen oder Klöster, die die Höfe den Bauern zur Bewirtschaftung überließen und hierfür Leistungen und Abgaben einforderten. Oftmals konnten die Bauern jedoch nicht allein von der Landwirtschaft leben, sondern waren auf zusätzliche Einkünfte, etwa durch die Ausübung eines Handwerks, angewiesen. In einigen Hofnamen wie zum Beispiel Weber, Schaffler oder Sattler finden sich noch heute Hinweise auf diese Nebenverdienste. Grundlegende Veränderungen brachten schließlich die Bauernaufstände von 1848 und das Ende der Grundherrschaft: Von diesem Zeitpunkt an konnten die Bauern das Eigentum an ihren Höfen erwerben – auch wenn es häufig lange dauerte, bis die einzelnen Landwirte genug Geld zur Seite gelegt hatten, um sich ihren Hof tatsächlich leisten zu können.
Obwohl die einsetzende Industrialisierung langsam auch Bayern erreichte, änderte sich bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht viel an den ländlichen Lebensumständen in Aschheim und Dornach. Erst ab Mitte der 1920er Jahre siedelten sich erste Industrieunternehmen an, was zu einem spürbaren Bevölkerungswachstum führte. Vor allem die Nähe zur Stadt München, zur Haltestelle der Bahnlinie München-Braunau und zur Pferderennbahn in Riem stellte für zahlreiche Betriebe den ausschlaggebenden Anreiz dar. Das Jahr 1936 brachte für Dornach schließlich einen großen Einschnitt: Mit dem Flughafenbau wurde der bis dahin zum Dorf gehörende Ortsteil Riem nach München eingemeindet. Der Riemer Flughafen führte auch dazu, dass Aschheim und Dornach während des Zweiten Weltkriegs häufig durch Fliegerangriffe bedroht wurden, deren eigentliches Ziel der Flugplatz war.
Bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte sich das Alltagsleben in Aschheim und Dornach deutlich verändert: Die politische Vielfalt nahm ein Ende, die Angst vor Zwangsmaßnahmen, Denunziation und Unfreiheit war allgegenwärtig. Mit Beginn des Krieges fehlten aufgrund der Soldatenrekrutierungen auch zunehmend Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Es gab kaum einen Hof, an dem man nicht auf Zwangsarbeiter zurückgriff. Nach dem Krieg war es vielen dieser Arbeiter jedoch nicht möglich, in ihre Heimat zurückzukehren – zusammen mit den Heimatvertriebenen aus den ost- und südosteuropäischen Gebieten brachten sie der Gemeinde einen starken Bevölkerungszuwachs. Trotz Wohnbaracken, Sanierungen und Häuserbau war die Wohnsituation zunächst angespannt. Erst in den 1950er Jahren verbesserte sich die Lage durch die Ausweisung größerer Siedlungsflächen. Im Zuge dieser Entwicklung wandelte sich auch der Erwerbsschwerpunkt der Bevölkerung: Aus den einstigen Bauerndörfern wurde mehr und mehr eine Wohngemeinde, deren Bewohner nach München in die Arbeit pendelten.
Am 1. Mai 1978 wurden die beiden im nordöstlichen Landkreis München gelegenen Orte Aschheim und Dornach zur Gemeinde Aschheim vereint. Gemeinsam können sie auf eine über 4.000 Jahre lange Besiedlungsgeschichte zurückblicken. Nicole Bergmann, Anja Pütz und Peter Stilling begeben sich in „Aschheim und Dornach in Bildern“ auf eine Zeitreise in die Vergangenheit der beiden Orte und richten ihr Augenmerk besonders auf den spannenden Strukturwandel vom ehemals bäuerlichen Dorf zum modernen Gewerbe- und Dienstleistungsstandort. Alte Fotoaufnahmen von Höfen und Gebäuden des öffentlichen Lebens machen die vergangenen Verhältnisse sichtbar und dokumentieren – heutigen Aufnahmen gegenübergestellt – die Entwicklung der jüngeren Aschheimer Geschichte.