Münchner Geschichte(n), 17/2014: Alles oder nichts
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Gasteig ist aus München nicht mehr wegzudenken. Als einer der meistbesuchten Veranstaltungsorte Deutschlands prägt der rote Backsteinbau das kulturelle Leben der Landeshauptstadt. Zu verdanken ist dies Georg Kronawitter, der den Bau eines Kulturzentrums während seiner ersten Amtszeit als Oberbürgermeister zur obersten Priorität erklärte. Als großer Musikliebhaber war es ihm auch ein persönliches Anliegen, dass die hervorragenden Münchner Philharmoniker einen angemessenen Konzertsaal bekamen. Kronawitter machte es sich zum Ziel, den Bau gegen alle Widerstände noch während seiner Amtszeit auf den Weg zu bringen. Er war überzeugt, dass eine Realisierung von Konzertsaal, Bibliothek, Volkshochschule und Konservatorium als Einheit die beste Lösung sei und man ansonsten die Entscheidung noch Jahre vor sich herschieben würde. „Alles oder nichts“ war in diesem Fall Kronawitters Motto.
Nach zahlreichen Einzelgesprächen und intensiver Überzeugungsarbeit war es dann im April 1976 endlich so weit: Der Stadtrat stimmte den Planungen für den Gasteig zu. Ende April 1978, zwei Tage vor Ablauf seiner Amtszeit, setzte Georg Kronawitter den ersten Spatenstich mit der Gewissheit, dass die neue Stadtführung seinen Plan zielstrebig weiterverfolgen und das Bauwerk zügig fertigstellen würde. Leider war das jedoch ganz und gar nicht der Fall. Aufgrund von Umplanungen und Preissteigerungen in der Baukonjunktur explodierten die Kosten von anfangs veranschlagten 162 Millionen DM auf mehr als das Doppelte. Dennoch konnte der Gasteig 1985 eröffnet werden und ist heute eine einzigartige Kulturstätte, die ein breites Publikum anzieht.
Sein ganzes Leben lang setzte sich Georg Kronawitter für mehr soziale Gerechtigkeit ein und zu keinem Zeitpunkt hat er den Kontakt zu seinen Mitmenschen verloren. Auch heute noch erhebt er seine Stimme, wenn er mit einer politischen Entwicklung nicht einverstanden ist. Mit seiner Autobiographie will er sowohl einen Blick auf seine politische Karriere werfen als auch Anstöße für die Zukunft geben.