Weihnachten bei Hofe
Das waren noch Zeiten: „In der Adventszeit ist man so sehr mit Andacht beschäftigt, dass kaum Zeit bleibt für andere Dinge, morgens um sieben Uhr muss man zur Kirche gehen und bleibt fast den ganzen Tag“, schrieb die junge Kurfürstin Henriette Adelaide in einem Brief nach Hause. 1652 war sie im Alter von gerade einmal 16 Jahren an den Münchner Hof verheiratet worden. Ihre katholische Schwiegermutter überwachte mit strengem Blick die Einhaltung des Fastengebots und des Tanzverbots in der Vorweihnachtszeit, die mit Ausnahme des Nikolaustages, an dem es Geschenke für die Kinder gab, auch im Hause Wittelsbach sicherlich nicht besonders vergnüglich war. Das sollte sich erst im 19. Jahrhundert ändern, als auch in Bayern das Christkind nach und nach den Nikolaus als Gabenbringer abgelöst hatte: Die Prinzen und Prinzessinnen fanden jetzt unter dem Christbaum das, wovon damals alle Kinder träumten. Der kleine Kronprinz Ludwig, der spätere bauwütige Ludwig II., liebte das Spielen mit Bauklötzen und bekam deshalb 1852 von seinem Opa einen Bausatz des Siegestors zu Weihnachten. Dazu schrieb der königliche Großvater in einem Brief: „zu bauen liebt er; vorzüglich, überraschend, mit gutem Geschmack sah ich Gebäude von ihm ausgeführt. Ich erkenne auffallende Ähnlichkeit im künftigen Ludwig II. mit dem politisch-todten Ludwig I.“
Die beiden Kunsthistorikerinnen und erfahrenen Stadtführerinnen Angelika Dreyer und Martina Sepp laden in ihrem „Münchner Adventskalender“ zu einem Rundgang durch die festlich geschmückte Stadt ein. Sie berichten von alten Bräuchen und Sitten rund um das Weihnachtsfest und verraten, was früher geschenkt, gekocht und gebacken wurde, wo man Kerzen und Weihrauch kaufen kann und wo es die besten Lebkuchenhäuser gibt…
- ISBN: 978-3-86222-049-6